Papageienhilfe Aachen e.V.
1. Ausgabe Spezial 1/96
Für Freunde und Mitglieder

Papageienhilfe Aachen e.V.

| Inhatsverzeichnis - Ausgabe Spezial 1 |
| 1. Liebe Mitglieder und Freunde | 2. Agapornidenarten | 3. Coco antwortet | 4. Vogelparks in Europa |
| 5. Ein Papagei erobert Europa | 6. Einzelhaltung heute noch vertretbar? | 7. Die Ernährung von Papageien |
| 8. Krankheiten der Papageien | 9. Hartmut Meyer: Alexandersittiche | 10. Erhaltungszuchtprogramme |
| 11. Papageieneinkauf | 12. Beitritt in den BNA | 13. Papageienhaltung im Dschungel der Paragraphen |
| 14. Geduld muß man haben | 15. Als unsere Papageien Urlaub machten |
| 16. Größte Papageienvolieren Aachens | 17. Mein Lorchen Seite | 18. Der Käfig: Gefängnis oder Heim? |
| 19. Eine Gefahr für Papageien: Vergiftungen | 20. Der Graupapagei |

Der Käfig - Gefängnis oder Heim ?!?

Käfige sind aus der Tierhaltung nicht wegzudenken, sie sind ein notwendiges Übel.

Wichtig ist , daß der Käfig nach den Bedürfnissen der Vögel ausgesucht und eingerichtet wird.

Auf diesem Gebiet hat sich in den letzten Jahren eine Menge positives getan. Es ist längst nicht mehr so, daß der Käfig sich in Form und Aussehen nach den Wünschen des Halters richtet, wie dies im 18. und 19. Jahrhundert war, wo herrliche Käfige, z.B. in Form von Schlössern, entstanden, die aber für die Haltung von Vögeln gänzlich ungeeignet waren.

Heute bietet die Industrie eine Vielzahl von Käfigen an, die sich ganz nach dem Bedürfnis der gehaltenen Tiere richten. Leider werden aber auch weiterhin völlig unzureichende Käfige angeboten, sowohl in Größe, als auch in Form. Ein schlimmes Beispiel in diese Richtung sind die runden Papageienkäfige. Diese sind von der Form her absolut ungeeignet, außerdem sind sie viel zu klein, um einen Papagei oder Sittich auf Dauer zu beherbergen.

Immer wieder bekomme ich die Frage gestellt, wie groß ein Käfig denn sein muß. Auf diese Frage gibt es aber keine klare Antwort, fest steht nur, daß ein Käfig nie zu groß sein kann.

Der im Käfig gehaltene Vogel sollte mindestens seine Flügel ausstrecken können, besser ist es wenn er sogar kurze Strecken fliegen kann. Ist letzteres nicht möglich, so muß dem Vogel jeden Tag mehrere Stunden Freiflug gewährt werden.

Die Realität sieht aber leider oftmals anders aus. Da werden teure Papageien angeschafft, aber beim Käfig wird dann gespart. Immer wieder sieht man solche bedauernswerte Kreaturen in ihrer viel zu engen Behausung eingesperrt, dies ist schlichtweg Tierquälerei. Wird dann auch noch auf den Freiflug verzichtet, weil man festgestellt hat, daß unter der Schnabelkraft des Vogel der gute Wohnzimmerschrank leidet, ist der Weg zum Rupfer schon vorprogrammiert.

Solche "Tierfreunde" rechtfertigen ihre Haltungsbedingungen oftmals mit der Aussage, daß sich der Papagei doch wohl fühle. Dies ist aber sicher nicht der Fall, da der Vogel sein natürliches Verhalten nicht ausleben kann. Hier verkommt die Tierhaltung zu purem Egoismus.

Aber auch, wenn der Käfig die entsprechende Größe hat, kann man noch viel falsch machen.

So wird mancher Käfig mit Spiegelchen, Glöckchen und ähnlichem "Spielzeug" regelrecht zugehangen. Damit wird nicht nur der vorhandene Raum für den Vogel verringert, viel schlimmer ist, daß der Vogel damit vermenschlicht wird. Solches Spielzeug ist schlichtweg Unsinn, es schadet dem Vogel sogar. So ist gerade der Spiegel eine Quälerei des Tieres.

Es wird von manchen Haltern als "süß" empfunden, wenn der Vogel sein Spiegelbild anbalzt und füttert. Dies aber zeigt gerade die Verzweiflung des Vogels, der mangels eines Partners sein Spiegelbild als Ersatzbefriedigung benutzt.

Besser als all dieses Spielzeug sind frische Äste, an ihnen kann der Papagei seinen Spieltrieb auf natürliche Weise ausleben. Er kann klettern, nagen, auf dünnen Ästen schaukeln und nimmt mit der Rinde auch wichtige Mineralstoffe auf. Geeignet sind Obst-, Weide- und Birkenäste, wobei darauf zu achten ist, daß die Äste nicht gespritzt oder auf andere Weise verunreinigt sind.

Auch Gitter, die auf dem Boden angebracht sind, um einen Kontakt des Papageis mit seinem Kot zu verhindern, widersprechen dem natürlichen Drang des Vogels, sich auch auf dem Boden aufzuhalten. Entsprechend häufige Reinigung des Bodens verhindern ebenfalls eine Infektion, der Vogel kann sich aber auf dem Boden aufhalten. Als Bodenbelag kann man Vogelsand, HUGRO oder Buchenholzgranulat verwenden. Verwendet man keinen Sand, so muß dem Vogel Grit zur freien Verfügung gestellt werden, da er die Steinchen dringend für die Verdauung benötigt.

Als verantwortungsvolle Tierhalter haben wir für das Wohlergehen unseres Pfleglings zu sorgen. Hierzu gehört vor allem ein tiergerecht eingerichteter Käfig, der den Bedürfnissen des Papageis entspricht. Ein Käfig der diese Bedürfnisse erfüllt und seinen Bewohnern, denn ein Papagei ist kein Papagei, ausreichend Platz bietet, wird von diesen keineswegs als Gefängnis empfunden. Es ist vielmehr ihr eigenes Revier, in das sie sich zurückziehen können, in dem sie sicher sind und wo sie ihr Futter finden. In einen solchen Käfig wird jeder Papagei und Sittich nach dem Freiflug freiwillig zurückkehren. Leider sieht die Realität immer noch anders aus. Während sich ein Großteil der Bevölkerung zu Recht über die Haltung von Hühnern in Legebatterien beschwert, werden viele unserer Papageien unter ähnlich katastrophalen Bedingungen gehalten und dies wird wie selbstverständlich hingenommen.

Wer Papageien oder Sittichen nicht die entsprechenden Haltungsbedingungen bieten kann, sollte auf die Haltung ganz verzichten.

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