| Inhatsverzeichnis - Ausgabe
Spezial 1 |
| 1. Liebe Mitglieder und Freunde | 2. Agapornidenarten | 3. Coco antwortet | 4. Vogelparks in Europa |
| 5. Ein Papagei erobert Europa | 6. Einzelhaltung heute noch vertretbar? | 7. Die Ernährung von Papageien |
| 8. Krankheiten der Papageien | 9. Hartmut Meyer: Alexandersittiche | 10. Erhaltungszuchtprogramme |
| 11. Papageieneinkauf | 12. Beitritt in den BNA | 13. Papageienhaltung im Dschungel der Paragraphen |
| 14. Geduld muß man haben | 15. Als unsere Papageien Urlaub machten |
| 16. Größte Papageienvolieren Aachens | 17. Mein Lorchen Seite | 18. Der Käfig: Gefängnis oder Heim? |
| 19. Eine Gefahr für Papageien: Vergiftungen | 20. Der Graupapagei |
Als unsere Papageien Urlaub machten
( Beitrag von Margot Bosshammer; Stolberg )
Im Rückblick auf das alte Jahr möchte ich noch von zwei aufregenden Begebenheiten mit unseren Graupapageien Bye-bye und Coco berichten. Es war am Vorabend unseres Sommerurlaubs. Ich war gerade damit befaßt, ihren gemeinsamen Zimmerkäfig zu säubern, in dem sie einträchtig beieinander saßen. Mein Mann ließ die Haustür offenstehen, weil er unser Wohnmobil bepackte - da passierte es..... Coco erschrak vor einer Stange, tauchte nach unten durch die geöffnete Bodenschale ab und startete zielgerichtet wie eine Rakete durch die Tür hinaus ins Freie. Mein Schrei machte meinen Mann aufmerksam, aber uns blieb nur das Nachsehen, wie unser Käfigtier sich auf der Spitze einer Tanne niederließ und interessiert die Umgebung beäugte. Es half kein Pfeifen, Locken, kein ausgestreutes Lieblingsfutter, nicht einmal der im kleinen Käfig herbeigeholte Partnervogel, den Ausreißer zur Rückkehr zu animieren.
Inzwischen nahm die Nachbarschaft an unseren Bemühungen mit Vorschlägen und Lockrufen teil, es wurde fast ein gemütliches Treffen, das Stunden währte. Da besann sich Coco wohl auf die Suche eines Nachtplatzes und flog in Richtung Westen davon.... Wir ließen am Morgen noch die Köpfe hängen, brachten unseren Bye-bye in die Tierpension und erzählten unsere traurige Geschichte, ebenso der Papageienhilfe, dem Tierpark und dem Tierheim in Aachen. Dann fuhren wir für vier Wochen in Urlaub. Beklommen wurde uns erst wieder zumute, als wir uns den Heimatgefilden näherten und an die kalten, regenreichen Tage dachten, die Coco unversorgt in freier Natur verbracht haben mußte, wenn er diese Zeit überhaupt überstanden haben würde.
Die Nachbarn bestürmten uns mit der erfreulichen Nachricht, daß Coco in der Umgebung noch mehrmals aufgetaucht war: Zusammen mit einigen Tauben machte er sich über das ausgestreute Futter her und wurde sogar am Katzenfutternapf beobachtet; aber fangen ließ er sich nicht. Seine wohlbekannten Pfeiflaute waren noch zu hören, doch ließ er sich nun nicht mehr sehen. Ich wagte mir nicht einzugestehen, daß auch ich seine Stimme erkannte. Zugleich erfuhr ich, daß ein Nachbar neuerdings einen Graupapagei sein eigen nannte. Mutig sprach ich ihn daraufhin an, und nun berichtete er der Story zweiten Teil. Des schönen Wetters wegen hatte er seinen Wellensittich auf dem Balkon plaziert, der offensichtlich unser Grautier neugierig zur Landung auf der Brüstung verlockt hatte. Die Nachbarin, begeistert von dem hübschen Papagei, griff in Unkenntnis des gefährlichen Schnabels beherzt zu, wurde natürlich sofort schmerzhaft attackiert und warf den Vogel ins Zimmer, schloß die Tür. was nun? Nach einem Anruf bei der Polizei wurde beschlossen, einen Käfig zu besorgen und den sangesfreudigen Vogel als neuen Hausgenossen zu behalten, falls sich kein Besitzer meldet. Es fiel ihm nicht leicht, den ihm liebgewordenen Vogel zurückzugeben.
Inzwischen bezogen Coco und Bye-bye eine größere Voliere im Garten, und wir hofften, ihnen damit auch größeren Freiraum zum Fliegen gegeben zu haben. Trotzdem schleicht sich der Verdacht ein, Daß Coco seinem Kompagnon von der Freiheit und dem Ausflug in die weite Welt etwas gepfiffen haben muß, denn als mein Mann eines morgens den Käfig betrat, schoß Bye-bye im Tiefflug ins Freie und hinterließ eine Kratzspur auf seiner Stirn. Unweit ließ sich unser Vögelchen hoch in der Birke schaukeln und durch nichts in den Käfig locken; dann flog er weiter in die Nadelbäume, von denen ihm Coco erzählt haben mochte.....
Diesmal verständigten wir die Polizei in der Hoffnung, daß sich eine Spur verfolgen ließ, denn am nächsten Morgen hörten wir Bye-byes Pfiff. Kurz vor Mitternacht klingelte das Telefon, und die Hausmeisterin der Berufsschulen fragte nach, ob uns ein Graupapagei entflogen wäre.....
Voller Freude eilten wir in den anderen Stadtteil und fanden unseren Vogel etwas eingeschüchtert im Katzenkäfig hockend: Er hatte am Nachmittag an die Glastür der Schule gepocht, hinter der der Direktor am Schreibtisch arbeitete. Der öffnete die Tür und ließ damit unser Tier ein, das wohl auf Futtersuche war oder sich einfach dem Menschen anschließen wollte. Jetzt war wiederum guter Rat teuer. Die Hausmeisterin, vertraut mit Exoten, eilte mit dem besagten Katzenhäuschen herzu und fing mit Apfelgaben den Ausreißer ein, ehe sie bei der Polizei nachfragte, wer der Besitzer sein könnte.
So ging auch dieses Vogelabenteuer gut aus, und wir haben wieder einmal erfahren, daß Papageien ganz gewiefte, raffinierte Strategen sind.
( Wir danken Frau Margot Bosshammer für diesen schönen Bericht ) |