Papageienhilfe Aachen e.V.
1. Ausgabe Spezial 1/96
Für Freunde und Mitglieder

Papageienhilfe Aachen e.V.

| Inhatsverzeichnis - Ausgabe Spezial 1 |
| 1. Liebe Mitglieder und Freunde | 2. Agapornidenarten | 3. Coco antwortet | 4. Vogelparks in Europa |
| 5. Ein Papagei erobert Europa | 6. Einzelhaltung heute noch vertretbar? | 7. Die Ernährung von Papageien |
| 8. Krankheiten der Papageien | 9. Hartmut Meyer: Alexandersittiche | 10. Erhaltungszuchtprogramme |
| 11. Papageieneinkauf | 12. Beitritt in den BNA | 13. Papageienhaltung im Dschungel der Paragraphen |
| 14. Geduld muß man haben | 15. Als unsere Papageien Urlaub machten |
| 16. Größte Papageienvolieren Aachens | 17. Mein Lorchen Seite | 18. Der Käfig: Gefängnis oder Heim? |
| 19. Eine Gefahr für Papageien: Vergiftungen | 20. Der Graupapagei |

Größte Papageienvolieren Aachens

Deutlicher Fortschritt im Aachener Tierpark

Natürlich zeigt jeder Zoo die herrlichen Papageienvögel mit ihrer Farbenpracht. Manchmal gibt es Probleme. So zum Beispiel im Kölner Zoo, der etliche Aras in Aachen einstellte. Probleme aber auch bei Privatleuten. Seit Jahren ist der Aachener Tierpark eine beliebte Adresse, wenn man Papageien los sein will oder muß. Jeder kennt die zumeist verständlichen Gründe, weshalb man seine Amazone, den Graupapagei, den Ara nicht mehr halten kann. Oft sind es nackte "Brathähnchen", an denen schon lange erfolglos herumgedoktort wurde. Dann ist -leider oft viel zu spät - guter Rat billig: Man bringt den Patienten zum Tierpark. Für uns fangen dann die Probleme mit dem "großzügigen Geschenk" erst richtig an. Natürlich wissen wir, daß die Gesellschaft für Papageien lebenswichtig ist. Einsamkeit ist bei ihnen sehr oft die Ursache für vielfältige Verhaltensstörungen. Ein Papageien-Striptease ist eben oft ein Zeichen für Alleinsein oder andere Fehlhaltungen. Er zieht sich nicht zum Vergnügen aus!

Zwei Fragen sind neben der Beobachtung der Rechtsvorschriften bei der Übergabe eines Papageien in den Tierpark zunächst zu klären. Vor allem, ob die Außen- und Innentemperaturen unserer Volieren die Übernahme zulassen. Unsere Tiere werden bei weitem nicht in überheizten Innenräumen gehalten, sondern nur bei einer Temperatur von etwa 10 Grad im Innenraum. Wenn nicht tiefer Frost herrscht, können sie ständig die Außenvolieren aufsuchen. Wegen der damit verbundenen zahlreichen Übergangsprobleme nehmen wir daher im Winter nur im Notfall Papageien aus einer Wohnzimmerhaltung an. Die zweite Frage, die bisher problematisch war, ist die Zuordnung zu einer Voliere. Da wir bislang nur verhältnismäßig kleine Unterkünfte anbieten konnten, war die Eingliederung in eine bestimmte Gruppe immer ein schwieriges Geschäft. Jeder Fachmann weiß, daß eine einfache Zuordnung nach Arten nicht ausreicht. Vor allem bei den streitbaren Amazonen - nicht umsonst heißen sie ja so - sind langanhaltende Beobachtungen notwendig. Manchmal entsteht der Zank sofort, oft erst nach einiger Zeit. Immer wieder muß man deshalb "Streithähne" auseinandersetzen. Oft ist dann der große Schwarm unserer recht friedlichen Graupapageien der geeignete Ort, wo man Frieden finden kann. Bei streitsüchtigen Aras ist das Dilemma noch größer. Anderseits kann der Tierpark die Aufnahme von Papageien nicht grundsätzlich ablehnen. Viele Menschen bringen sie vor allem deswegen zu uns, weil sie die schlimme Weitergabe von Hand zu Hand vermeiden und den Tieren ein endgültiges Zuhause unter Artgenossen vermitteln möchten.

Was blieb dem Tierpark angesichts der gestiegenen Zahl der uns überbrachten Tiere anderes übrig als ein neues, größeres Zuhause zu schaffen für seine Goßpapageien. Dazu zählen z.Zt. 27 Amazonen, 24 Graupapageien, 9 Aras, 4 mittlere und 2 große Kakadus, schließlich noch ein Zwergara. Aber wohin mit neuen Volieren? Wer baut sie? Wer bezahlt sie?

Wir entschlossen uns für ein rd. 500 m² großes Gelände, auf dem die Emus, große australische Laufvögel, seit etwa 25 Jahren Zuhause waren. Sie wurden umquartiert in ein Gehege, das soeben ausreichend ist, weil unser Paar sich in so langen Zoodiensten als sehr besucherfreundlich erwiesen hat. Nur so war mit einigen Bedenken vertretbar, die gewaltigen Vögel ohne Sicherheitsabstand sehr besuchernah zu halten. Zudem hatte sich ihr Bewegungsdrang im alten Gehege als sehr minimal erwiesen. Schon ihre Eltern waren ja im Tierpark Rheine an das bequeme Zooleben gewöhnt: Statt Futter zu suchen, warten sie darauf, daß es ihnen mundgerecht von den Pflegern serviert wird.

Der nächste Schritt war die Planung der Innenräume. Einfach, der Landschaft und dem Gelände angepaßt, also möglichst unauffällig sollten sie sein. Sie wurden daher an die Rückfront der Kleinsittichanlage angebaut, deren Dach einfach verlängert wurde. Hierdurch kamen wir unmittelbar an die Gasheizung heran. Es waren aber auch Probleme der Entwässerung einer so großen Dachfläche zu lösen. In den Innenräumen mußten die Heizkörper gegen Kot geschützt, Lampen papageiensicher verkleidet, Fensterrahmen gegen Verbiß geschützt, Lüftungsanlagen eingebaut werden. Ein Aus- und Eingang war notwendig, und zwar für jeden Innenraum gleich doppelt, um bei "Familienkrach" immer wenigstens einen Weg offenzulassen. Sitz- und Klettergelegenheiten mußten so angelegt werden, daß man Abstand voneinander halten kann, aber auch von den Wänden hat. Der Wandschutz scheint es übrigens den Insassen besonders angetan zu haben. Wo sie nur drankommen , knabbern sie ihn an.

Dann kamen die Probleme mit den Außenvolieren. Das Aufmaß war wegen des sehr unregelmäßigen Diagonalgefälles äußerst kompliziert. Mein Vetter Willi Stettner aus Würselen wurde mit seinem Vermessungsbüro engagiert, ehrenamtlich natürlich, wie sich das gehört, mein Schwiegersohn Norbert Jansen machte Zeichnungen. Es war ein ständiges Planen und Überlegen und Neuzeichnen. Wie soll ein Betonsockel verlaufen? Schließlich gab es 28 Stufensprünge! Wie breit mußte der Sockel sein, wie tief fundiert? Wie sichern wir die Frostsicherheit auch an einigen extremen Hangsituationen? Können wir zwischen dem Innenraum und den Außenvolieren Erde anschütten, ohne Feuchtigkeit im Innenraum befürchten zu müssen? Ständig neue Fragen und Probleme.

Inzwischen liefen die Bemühungen, eine geeignete Firma für den Bau der Gitter zu finden. Im Aachener Raum keine Spur. Ein Angebot aus Norddeutschland extrem teuer und auch wohl von der Technik her für diese Größenordnung nicht so geeignet. Eine neue Papageienvoliere im Dresdener Zoo wurde besichtigt, natürlich auf Privatkosten. Schließlich landeten wir auf Empfehlung meines Freundes Dr. Gebauer, dem Direktor des östlichsten deutschen Tierparks in Görlitz, bei der Firma Rausch aus Klingenberg in Sachsen. Ein gutes finanzielles Vorangebot ging ein. Dann gab es ständig Kontakt per Fax wegen der technischen Details. Der Aufsichtsrat stimmte schließlich dem Bau zu. Nach Absprache setzten wir dann unsere Mannschaft ein beim Betonsockel. Ein mühsames, aber gut gelungenes Unterfangen. Dann erneut Aufmaß durch die Firma aus Sachsen. Schließlich und endlich dann der riesige Transport von dort und in einer Woche der Aufbau der Volieren. Von 2,50m bis 4,50m hoch entsprechend dem Geländegefälle! Übernachtung der Arbeiter mit ihrem Chef auf Matratzen in unserem Gemeinschaftshaus.

Weiteres Problem: Was ist mit der Inneneinrichtung? In letzter Minute vor Wintereinbruch eine Graseinsaat. Der Samen ging auf. Wir wollen testen, wo sich das Grün trotz Kot hält und wo nicht. Zweifel sind angebracht. Eventuell müssen später Sandflächen angelegt werden. Kräftige Baumkronen werden eingebracht. Sitz- und Beißgelegenheiten sind in großer Menge notwendig. Tränken und Badegelegenheiten werden angelegt, Futternäpfe gekauft.

Dann war da noch die Frage nach dem Drumherum zu klären. Müssen wir Abstandsbarrieren bauen? Wir entschieden uns für die Pflanzung von Berberitzen rund um die Volieren. Ihre Kratzbürstigkeit, so hoffen wir, wird Übereifrige davon abhalten, den Finger in den Käfig zu stecken. Zwischen den Volieren und den Innenräumen soll eine winterharte, grüne Bambuswand von etwa 3m Höhe entstehen, die das gesamte Gebäude abdeckt und zugleich zusätzlichen Windschutz gibt. In harter "Knochenarbeit" hat ein Gärtner, der als Strafe gemeinnützige Arbeit leisten mußte, die tiefgreifenden Wurzeln aus einem Privatgarten ausgegraben und verpflanzt. Jetzt freuen wir uns auf das Frühjahr und hoffen auf einen guten Wuchs. Bliebe noch zu erwähnen, daß wir, ebenfalls in Eigenarbeit, einen mit Palisaden und Verbundsteinen gestalteten Weg angelegt haben, der jetzt an den Großvolieren vorbei unmittelbar zu der Kleinsittichanlage führt.

Endlich kam dann der große Augenblick, daß die Tiere umgesetzt werden sollten. Die Amazonen erhielten eine Außenvoliere von 70m² Grundfläche, die Graupapageien bekamen 73m², die Aras sogar 96m². Muß das ein tolles Vergnügen sein im Vergleich zu einem Käfig in Einsamkeit, wie das bislang der Fall war. Leider macht allerdings zunächst das unsichere Winterwetter den Aufenthalt in den Außenvolieren problematisch. Wird das gutgehen, wenn nun erstmalig die drei großen Gruppen in den Innenräumen versammelt bleiben müssen? Das Experiment gelingt. Das Raus und Rein will noch gelernt sein. aber die klugen Vögel werden auch das bald verstehen.

So haben nun Aras, Amazonen und Graupapageien so große Flugvolieren, daß sie die Chance haben, notfalls voreinander auszuweichen. Wichtig ist dem Tierpark aber vor allem, daß so die Möglichkeit der natürlichen Paarbildung besteht. Eine große Zahl von Naturbruthöhlen wird dazu einladen. Für den Fall, daß ein brutwilliges Pärchen Probleme macht und unbedingt allein sein will, stehen die bisherigen Einzelkäfige als trautes Heim zur Verfügung.

Ganz schön teuer war natürlich die Anlage. 132.179,43 DM mußten für die Materialkosten sowie die Gitteraufbauten gezahlt werden. Alles trug der Tierpark aus eigenen Mitteln, da öffentliche Zuschüsse nicht zu erhalten waren. Der Tierschutzverein, der ursprünglich einige Volieren zur Aufnahme verdrängter Papageien bauen wollte, verzichtete darauf, als er von den Plänen des Tierparks erfuhr.

Man wollte sich an den Tierparkkosten beteiligen. 1.000,-- DM wurden als erste Beihilfe gezahlt. Der weitere Erlös aus dem Verkauf von Papageienmünzen sollte ebenfalls überwiesen werden. Nach dem vorletzten Vorstandswechsel hat der Tierpark davon allerdings nichts mehr gehört. Um so erfreulicher: Neben mehreren Einzelpatenschaften hat Bundestagsabgeordneter Armin Laschet die Patenschaft für die Amazonen übernommen. Sie leben jetzt auf seine Kosten. Hintergrund: Laschet übernahm für die CDU-Bundestagsfraktion Sonderaufgaben in der Karibik. Da wollte er mit der persönlichen Hilfe für die bunten Vertreter Lateinamerikas in Aachen nicht zurückstehen. Übrigens: Die Idee kam von seiner Ehefrau, die mit ihren drei Kindern häufig im Tierpark zu Gast ist.

Zum Abschluß einige Bitten:

  1. Wir suchen weitere Paten. Wenn wir schon die von Menschen verdrängten Tiere bei uns aufnehmen und sorgfältig pflegen, sind wir auf finanzielle Hilfen angewiesen. Wer eine Patenschaft für ein Tier übernehmen will, ist dazu herzlich eingeladen.
  2. Hin und wieder brauchen wir gute Helfer. Immer wieder kann es vorkommen, daß ein uns überlassenes Tier nicht in die Gruppe zu integrieren ist. Dann hilft nur individuelle Pflege. Die "Papageienhilfe" kann dabei wertvolle Dienste leisten.
  3. Wir suchen z.Zt. einen Soldatenara weiblichen Geschlechts. Gern würden wir einen unserer beiden Männer gegen ein weibliches Tier eintauschen. Wenn jemand da Rat weiß, sind wir dafür sehr dankbar.

( Wir danken Herrn Franz Stettner für diesen Beitrag )

Adresse:
Aachener Tierpark "Drimborner Wäldchen"
Obere Drimbornstr. 44
52066 Aachen
Tel.: 02 41 / 5 93 85
Fax: 02 41 / 57 26 96

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