Papageienhilfe Aachen e.V.
1. Ausgabe Spezial 1/96
Für Freunde und Mitglieder

Papageienhilfe Aachen e.V.

| Inhatsverzeichnis - Ausgabe Spezial 1 |
| 1. Liebe Mitglieder und Freunde | 2. Agapornidenarten | 3. Coco antwortet | 4. Vogelparks in Europa |
| 5. Ein Papagei erobert Europa | 6. Einzelhaltung heute noch vertretbar? | 7. Die Ernährung von Papageien |
| 8. Krankheiten der Papageien | 9. Hartmut Meyer: Alexandersittiche | 10. Erhaltungszuchtprogramme |
| 11. Papageieneinkauf | 12. Beitritt in den BNA | 13. Papageienhaltung im Dschungel der Paragraphen |
| 14. Geduld muß man haben | 15. Als unsere Papageien Urlaub machten |
| 16. Größte Papageienvolieren Aachens | 17. Mein Lorchen Seite | 18. Der Käfig: Gefängnis oder Heim? |
| 19. Eine Gefahr für Papageien: Vergiftungen | 20. Der Graupapagei |

Geduld muß man haben!

Im Jahr 1990 übergab mir ein Zoohändler ein Paar Goffini-Kakadus. Die Tiere waren in einem bedauernswerten Zustand. Dem Männchen fehlte schon beim Import das rechte Bein, trotzdem konnte er mit Hilfe seines Schnabels und des verbleibenden Beines gut klettern. Das Weibchen hatte sich selbst stark gerupft und auch das Männchen nicht verschont. Beide Vögel waren also nicht gerade als Ausstellungsstücke für ein Zoogeschäft geeignet. Sie bezogen bei mir eine kombinierte Innen- und Außenvoliere und fühlten sich bald sehr wohl. Ihr starkes Nagebedürfnis befriedigten sie am Nistkasten, den sie vollständig zerlegten, sowie an diversen Stellen der Voliere. Auch das Gefieder war bald wieder vollständig, so daß ich mir Hoffnung machte, einmal einen Zuchterfolg zu erzielen, zumal die Goffini- Kakadus zu den besonders geschützten Arten des Waschingtoner-Artenschutzabkommens zählen.

Meine Hoffnung zerschlug sich jedoch bald, als das Weibchen zuerst sich selbst und dann das Männchen wieder rupfte, bis beide flugunfähig waren. Dieses Hin- und Her vollzog sich mehrere Male im Laufe der folgenden Jahre.

Es liegt in der Natur des Kakadus, daß das Männchen in der Balzphase heftig das Weibchen verfolgt. Dieses Verhalten war bei meinem Männchen aufgrund des fehlenden Beines und der Flugunfähigkeit nicht möglich. Daher vermute ich, daß das Weibchen sich selbst und das Männchen aus lauter Frust rupfte.

Aufgrund der Seltenheit der Goffini-Kakadus und der "moralischen" Pflicht der Vogelzüchter, durch Nachzuchten möglichst unabhängig von Vogelimporten zu werden, beschloß ich, das Weibchen an einen anderen Züchter mit einem "gesunden" Männchen abzugeben. Die dazu nötigen Behördengänge waren erledigt und ein anderer interessierter Züchter schnell gefunden, da die Weibchen bei den Goffini-Kakadus in der Minderzahl und dementsprechend gesucht sind.

Zu meinem großen Erstaunen bemerkte ich dann im März 95 ein Ei im Nistkasten der Kakadus. Nun konnte ich mir auch das vorangegangene Verhalten in den letzten zwei Monaten erklären. Die Tiere waren eine Zeit lang sehr laut gewesen und dann plötzlich sehr ruhig, das Benagen des Nistkastens hatte auch aufgehört. Dies alles sind Anzeichen für eine bevorstehende Brut bei Kakadus. Obwohl ich natürlich aufgrund der Behinderung des Männchens nie daran glaubte, daß das Ei befruchtet sein könnte, verschob ich die Abgabe des Weibchens. Ende März geschah das Unglaubliche. Nachdem die Kakadueltern beide sehr fest gebrütet hatten, hörte ich plötzlich Bettellaute aus dem Nistkasten. Die Elterntiere saßen sehr fest auf dem Jungen, so daß es mir erst nach drei Tagen gelang, das Junge erstmalig zu sehen. Ich verzichtete auf eine geschlossene Beringung des Vogels, da ich den Bruterfolg nicht gefährden wollte. Ende Mai verließ der Jungvogel erstmalig den Nistkasten. Ich setzte das Junge jedoch nochmals zurück, da mir der Zeitpunkt zu früh erschien.

Am 3. Juni flog dann der Jungvogel endgültig aus. Er war Leider in den letzten zwei Wochen vom Weibchen gerupft worden, jedoch hatte es das Großgefieder der Flügel verschont und das Kleingefieder wird nach dem Selbständig werden des Jungen wieder nachwachsen. Nach diesem Erlebnis ist natürlich eine Trennung der Tiere in weite Ferne gerückt und ich hoffe, daß diese Nachzucht kein Einzelfall war, zumal die Goffini-Kakadus sehr selten nachgezogen werden.

So hat sich letztendlich die Geduld von fünf Jahren doch noch gelohnt und man sieht auch, daß Vögel, von denen man es gar nicht erwartet, sich dennoch als zuchttauglich erweisen können.

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