Papageienhilfe Aachen e.V.
58. Ausgabe 2/10
Für Freunde und Mitglieder

Papageienhilfe Aachen e.V.

| Inhatsverzeichnis - Ausgabe 58 |
| 1. Liebe Mitglieder und Freunde | 2. Eine anspruchsvolle Vogelvermittlung | 3. Auswirkungen des Importverbotes |

Auswirkungen des Importverbotes

Seit einigen Jahren besteht für die EU ein uneingeschränktes und unbefristetes Importverbot für alle (wildgefangenen) Vogelarten. Auch hier in den Coco- News wurde bereits das Für und Wider eines solchen Verbots diskutiert. Neben den unbestrittenen Vorteilen, begünstigt ein solches Verbot jedoch auch Entwicklungen, die als nachteilig betrachtet werden müssen. So ist es keineswegs so, dass die tatsächlich unnötigen Importe von z.B. Graupapageien oder Mohrenkopfpapageien sofort aufgehört haben.
Vielmehr verlagern sich die Importe entweder in andere Länder, oder, schlimmer noch, die Importe erfolgen illegal, was für die betroffenen Tiere eine noch größere Tortur bedeutet, sodass die Anzahl an Todesfällen solcher illegalen Importsendungen deutlich über jener der ehemals genehmigten Sendungen liegt. Nun gibt es zwei Fälle, für die das Importieren von Vögeln tatsächlich unsinnig erscheint und für die daher das Importverbot, unabhängig von den einhergehenden sekundär auftretenden Schwierigkeiten, als Schritt in die richtige Richtung bezeichnet werden kann.

Das sind zum einen die Fälle, in denen wir mit Arten zu tun haben, die bereits in ausreichend großen Anzahlen in Menschenobhut vermehrt werden. Dazu gehören neben den schon erwähnten Grau- und Mohrenkopfpapageien auch verschiedenste Großsittiche, wobei die australischen Großsitticharten so wie alle australischen Tier- und Pflanzenarten aufgrund des dortigen Ausfuhrverbots ohnehin nicht mehr ausgeführt werden dürfen, und zwar schon seit 1959. Aber auch viele Amazonenarten und vor allem die meisten der afrikanischen Agapornidenarten werden inzwischen in so umfangreichem Maße nachgezogen, dass weitere Importe unnötig erscheinen.

Insofern greift hier das Importverbot an der richtigen Stelle ein. Gleiches gilt für die Arten, deren natürliche Vorkommen in keiner Weise bedroht sind, die Anzahl dieser Arten nimmt bedauerlicherweise immer weiter ab. Dennoch, es gibt Arten, deren Bestände in Menschenobhut klein sind und daher als nicht gesichert erscheinen können, deren Freilandbestand aber alles andere als bedroht ist. Auch in diesen Fällen (so denn die freilebenden Bestände wirklich als langfristig gesichert gelten können) schadet das Importverbot nicht. Die vielleicht etwas provokante Frage wäre aber andererseits: hilft das Importverbot diesen Arten?

Weiter gefragt: sind die Bestände gesichert, kann die Entnahme einer geringen Individuenzahl dem Fortbestand der Art schaden? Um es vorwegzunehmen, das Entnehmen weniger hundert Tiere einer Art kann der natürlichen Population, die eine ausreichende Größe besitzt, in aller Regel nicht schaden.

Der Vorteil einer solchen Entnahme wäre dann beispielsweise, dass es möglich würde, gesicherte Bestände dieser Art auch in Menschenobhut aufzubauen. In diesen letztgenannten Fällen, schadet das Importverbot also zwar nicht, es ist für diese in der Natur noch häufigen Arten aber eben auch nicht zwingend notwendig. Und ganz generell sei angemerkt, dass das Importverbot nicht, wie es eigentlich sinnvoll gewesen wäre, zum Schutz der freilebenden Bestände, sondern, jedenfalls in offizieller Version, zum Schutz vor der (damals) grassierenden Vogelgrippe erlassen wurde.

Da dieses Importverbot nun sehr schnell und umfassend ausgesprochen wurde, hat es, wie die meisten Dinge, die pauschalisierend und ohne weitere Differenzierungen vorzunehmen, argumentieren, auch Schwachpunkte aufzuweisen, auch hierauf haben wir bereits vereinzelt hingewiesen. Einer dieser Schwachpunkte, leider ein sehr wichtiger, ist ein dritter, nun noch zu benennender Fall. Haben wir gesehen, dass für die beiden oben genannten Fälle das Importverbot nicht schadet, ja sogar sinnvoll sein kann, so gibt es eine Anzahl von Arten, für die dieses Importverbot zumindest unter Umständen sehr wohl negative Auswirkungen haben kann.

Es sind jene Arten, deren Freilandbestände mehr oder weniger bedroht sind oder gar kurz vor der völligen Ausrottung stehen. Hier erschwert das Importverbot die Naturentnahme bzw. die Einfuhr solcher der Natur entnommener Individuen in die EU, auch wenn dies dem Erhalt der Art dienlich wäre. Dies vor allem dann, wenn die Tiere in der Natur akut bedroht sind, es aber gleichzeitig noch nicht gelungen ist, gesicherte Bestände in Menschenhand zu etablieren. Hier wäre der ein oder andere Import im Sinne der Arterhaltung sicherlich zu begrüßen.

Auch interessant sind die Arten, wenngleich die Situation hier abermals anders gelagert ist, deren Bestände in Menschenhand sozusagen über alle Maßen gesichert sind, deren Freilandbestände aber dennoch bedroht sind. Ein solcher Fall lässt sich in Neuseeland unter den dort endemisch (nur dort vorkommenden) Laufsittichen finden. Viele Arten Neuseelands haben nach der Besiedlung durch die Europäer enorme Probleme gehabt. Dies lag/ liegt nicht unbedingt (nur) an der Bejagung durch die Menschen, sondern vielmehr an der Wirkung der mit den neuen Siedlern absichtlich oder unabsichtlich eingeschleppten neuen Arten. Denn die Einflüsse, welche sogenannte Neozoen (durch Menschen neu in ein Gebiet eingebrachte Tier- oder Pflanzenarten) in Form von Faunen (Floren-) verfälschungen haben können, sind enorm und können bis zur endgültigen Ausrottung einzelner, ursprünglich in dem Gebiet lebender Arten führen.

ZeigensitticheDies ist, wie im Falle Neuseelands, besonders dann der Fall, wenn der Lebensraum eine Insel ist, und daher von vorneherein klar begrenzt ist. Die nicht umsonst als Laufsittiche bezeichneten Arten hat diese Faunenverfälschung besonders in Form der Hausratte ausgesprochen hart getroffen. Denn die Tiere halten sich viel auf dem Boden auf und brüten, zumindest in Gegenden, die keine größere Vegetation (sprich Bäume mit der Möglichkeit in Baumhöhlen zu nisten) aufweisen, auch am Boden oder in Bodennähe. Dadurch werden die Eier und Jungtiere, aber auch die brütenden Elterntiere zur willkommenen Beute für Ratten, Katzen und andere eingeschleppte, zuvor dort unbekannte Beutegreifer. Und hier ist nun inzwischen (leider) eine große Diskrepanz zu beobachten zwischen der Situation der Tiere in der Natur und der in Menschenobhut. Zwar gibt es Arten wie den Einfarblaufsittich, der in europäischen Volieren gar nicht vorkommt.

Andere jedoch, wie der Ziegensittich, kommen bei uns häufig vor und können inzwischen sogar als domestiziert, zumindest aber als auf dem Wege zur Domestikation gelten. Und dies also stellt tatsächlich einen großen Unterschied zur Situation des Ziegensittichs in seiner Heimat dar. Auf Neuseeland sind Ziegensittiche noch freilebend anzutreffen, doch sind sie im Verhältnis längst nicht so häufig wie in Menschenobhut.

Ziegensittiche sind hierzulande beliebte Hausgenossen, die leider in freier Natur weitaus weniger anzutreffen sind als man vermutet.

Können die nachgezüchteten Sittiche durch Auswilderung die wildlebenden Populationen wieder stärken?

Erfahren Sie in der kommenden Ausgabe unserer Coco-News mehr über diese temperamentvollen Sittiche.

Fortsetzung - Coco-News 59 >

 

 

 

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