Papageienhilfe Aachen e.V.
58. Ausgabe 2/10
Für Freunde und Mitglieder

Papageienhilfe Aachen e.V.

| Inhatsverzeichnis - Ausgabe 58 |
| 1. Liebe Mitglieder und Freunde | 2. Eine anspruchsvolle Vogelvermittlung | 3. Auswirkungen des Importverbotes |

Eine anspruchsvolle Vogelvermittlung (Papageienvermittlung)

Vor einiger Zeit konnten wir einen Molukkenkakadu und einen Ziegensittich vermitteln. Die neue „Familie“ der Vögel war so freundlich uns über Ihre nicht immer erfreulichen Erfahrungen mit ihnen zu berichten.

Coco

Mit vielen „Hallo Coco“ erreichten wir auf der Rückfahrt von Aachen, mit mehreren Zwischenstopps, unser süddeutsches Zuhause.

Coco, der Molukkenkakadu und der Ziegensittich verblieben die erste Nacht in ihren Transportkäfigen im Volierenraum, wo sie von den Mitbewohnern zuerst still bestaunt wurden. Am Morgen wurde Coco in eine vorbereitete, abgeteilte Voliere (2,5 x 2,5 m) mit Sicht zum Molukkenkakaduweibchen Laura einquartiert.

Der Ziegensittich wurde in der Großvoliere bei Laura freigelassen, wo er durch die Gitter schlüpfend sogleich seine zukünftige Partnerin gehörig angemeckert hat.
Die folgenden Tage stellte sich heraus, dass Coco ein sehr menschengeprägter Kakadu ist. Wenn man sich mit ihm abgibt, ist er ein liebenswürdiger, schmusefreudiger Vogel. Wenn man ihn jedoch verlässt, ertönt ein langanhaltendes, fürchterliches Geschrei, das kaum auszuhalten ist.

Nach zwei Wochen ohne Zwischenfälle, auch gegen den anderen weiblichen Molukkenkakadu Carlson, durfte Coco für einige Stunden in Lauras Voliere. Diese Voliere ist 3 x 4 m und damit groß genug, um sich auszuweichen. Die Vögel hielten Abstand voneinander. Die Voliere ist ausgestattet mit großen, senkrecht stehenden Fichtenstämmen, die teilweise von Laura und ihrem vorherigen Partner ausgehöhlt wurden, und in denen insgesamt 2 Junge groß wurden. Einer davon ist Carlson. Für Wochen ging das Zusammenleben zwischen Coco und Laura gut, bis ich Laura mit schweren Prellungen am Kopf auf dem Boden fand. Sofort habe ich die beiden Tiere wieder getrennt. Laura ist ein Pflegefall geworden, ob sie lange überleben wird, ist fraglich. Sie ist seit 25 Jahren in meinem Besitz.

Coco ist nun in Lauras Großvoliere. Neulich konnte ich beobachten, wie er mit seinem mächtigen Schnabel nach Carlson hindrosch, der jedoch in einem sicheren Käfig sitzt. Carlson, das Weibchen, hat Angst vor ihm.
Nun turnt Coco in der großen Voliere, mit Sichtkontakt zu den Weißhaubenkakadu-pärchen, die ihn bei zu großer Annäherung ins Bein bissen, was er mit lautem Geschrei quittierte und nun Abstand hält.

Die Volierengitter bestehen aus nichtrostendem Edelstahl, 3 mm Durchmesser, welche auch seinem Schnabel standhalten. Sonst wird alles auf seine Zerstörbarkeit hin überprüft. Trinknäpfe, die nur in der Halterung saßen, wurden ausgehoben und ausgeschüttet, bis ich sie durch kleine Schrauben und Muttern gesichert habe. Die Muttern dreht er so fest, weil er nur eine Drehrichtung kennt, dass ich sie nur mit dem Schraubenschlüssel wieder lösen kann.

Coco und Laura
Coco und Laura

Zur Zeit ist Hasel- und Walnussernte aus dem eigenen Garten. Coco ist der einzige Kakadu, dem ich die Nüsse mit dem Nussknacker nicht anknacken muß. Er knackt sie alle ohne Probleme.

Mit seinem Brust- und Beingefieder bin ich noch nicht zufrieden. Es zeigt den bei Molukkenkakadus oft zum Problem werdenden Beginn zum Rupfen. Ich versuche diesem Problem mit viel Beschäftigung wie Auseinandernehmen von Tannenzapfen, Schaukelring usw. zu begegnen. Wenn ich die Volieren sauber mache, darf er frei im Untergeschoß herumlaufen und klettern, wobei er alles im Kellerraum interessiert untersucht. Sein größter Spaß ist das Auseinandernehmen von Frauchens Klammernkorb. Spaß macht auch das Abzwicken der eingewinterten Pflanzen, er wurde ausgeschimpft und lässt es nun sein. Auch nimmt er an allen unseren Aktivitäten rege teil.

Meine Frau und ich versuchten unter eine niedere Tischkante zu blicken, Coco watschelte auf die Tischplatte und versuchte neugierig auch darunter zu blicken. Er ist so lieb, anschmiegsam und interessiert, dass man ihm nicht böse sein kann, wenn er was anstellt.

Innenvolierenraum

Coco in Lauras voliere

Es wird eine lange Zeit dauern, bis Coco zu seinen Artgenossen ein normales Verhältnis entwickelt.
Nachdem jetzt bei uns die Nachtaußentemperatur an die 0°-Grenze geht und damit zum Nachtfrost, wurden die Winterfenster wieder eingesetzt und die Außenvolieren geschlossen. Der Innenvolierenraum ist mit Heizkörpern ausgestattet und hat eine konstante Temperatur von 20° C und die Luftfeuchte liegt bei ca. 60 bis 70 %.

Da die großen weißen Kakadus sehr viel weißen Gefiederstaub absondern, wird zeitweise die Luft in der Innenvoliere durch ein Luftreinigungsgerät gereinigt und ionisiert. Frischluft wird durch die Türöffnung von außen eingelassen.

Der Volierenraumfußboden ist gekachelt und wird einmal wöchentlich ausgewischt, wobei auf dem Boden ausgelegte Zeitungen an den am meisten verschmutzten Stellen täglich erneuert werden.

CocoIn den Anfangsjahren wurde der Boden in den Innenvolieren mit Sand oder Rindenmulch ausgelegt, wovon ich aus Hygienegründen und der starken Staub- und Geruchsbelästigung abgekommen bin.

Für die Sittiche, die überall durch die Drahtmaschen in alle Volieren schlüpfen können, ist eine Innenvoliere mit verschiedenen Nistkästen vorhanden, die unerreichbar für die Kakadus sind, die die Holznistkästen ja innerhalb kurzer Zeit zerlegen würden.

Die Beleuchtung wird durch eine Zeitschaltuhr gesteuert, die, so lange es draußen noch dunkel ist, um 10 Uhr vormittags ein- und am Abend um 19 Uhr wieder abschaltet.

Langsam lebt sich Coco ein. Sein Geschrei ist nicht mehr so lang andauernd, wenn er jemand außerhalb der Volieren hört.
Der Molukkenkakadu ist stark gefährdet in seinem Ursprungsland Indonesien. Die meisten großen Urwaldbaumriesen wurden zu japanischen Essstäbchen verarbeitet. Zuviele Vögel wurden gefangen und exportiert. Er steht heute auf der Artenschutzliste auf Nummer 1. Aber durch die weitere Rodung der Urwälder und Verkleinerung des Lebensraums wird auch diese Maßnahme diesen intelligenten, sensiblen Prachtexemplaren von Kakadus nicht helfen, in Freiheit zu überleben.

Wir danken Herrn Witzke für diesen Beitrag.

 

 

 

 

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