Papageienhilfe Aachen e.V.
57. Ausgabe 1/10
Für Freunde und Mitglieder

Papageienhilfe Aachen e.V.

| Inhatsverzeichnis - Ausgabe 57 |
| 1. Liebe Mitglieder und Freunde | 2. Volierenböden sinnvoll gestalten (Fortsetzung) | 3. Der Preis der Spezialisierung |

Volierenböden sinnvoll gestalten - Fortsetzung aus Coco-News 56

In der letzten Ausgabe der Coco-News wurden die Vor- und Nachteile der Verwendung von natürlichem Boden bei der Gestaltung von Außenvolieren diskutiert.
Den klaren Vorzügen, wie z.B. der Möglichkeit, das Gehege naturnah mit vielen Versteckplätzen auszurichten, was darüber hinaus auch eine optisch attraktivere Gestaltung bedeutet, steht insbesondere der eine Nachteil gegenüber, dass Volieren mit Naturboden relativ schlecht zu reinigen sind. Der damit verbundene Mehraufwand (das Wechseln des Bodens je nach Besatzdichte jährlich oder zumindest in zwei- bis dreijährigen Abständen) kann vermieden werden, entscheidet man sich von vorneherein für eine andere Bodenvariante.

Einher mit „künstlichem“ Boden, das lässt sich verallgemeinernd sagen, geht dann freilich die Tatsache, dass jede Voliere sofort karger und steriler aussieht, als es mit einer natürlichen Vegetation der Fall wäre. Dem kann man jedoch begegnen, indem man immer wieder frische, in der warmen Jahreszeit belaubte, Äste einbringt. Dies sollte man bei stark nagenden Arten (also fast alle Großpapageien) oder solchen, die Ast- und Rindenstücke zum Nestbau benötigen (Agaporniden und Mönchssittiche) ohnehin regelmäßig tun. Doch auch andere Spezies, beispielsweise die australischen Grassittiche oder die südamerikanischen Dickschnabelsittiche, werden frische Äste begrüßen und beim zumindest verhaltenen Knabbern an Blättern und Rinde wertvolle Mineralstoffe aufnehmen.

Der schon erwähnte Nebeneffekt dieser Äste ist dann, wie schon angedeutet, dass auch sonst sehr „leer“ wirkende Volieren etwas „bunter“ und abwechslungsreicher gestaltet sind. Auch muss man den normalerweise grauen Beton, der beim Bau der Voliere Verwendung findet, nicht unbedingt im ursprünglichen grau belassen. Es gibt inzwischen viele Beispiele von Volieren, deren Seiten und Wände bunt bemalt wurden. Zu diesem Zweck (und bei entsprechendem Talent) kann man z.B. Regenwald- oder andere Naturmotive imitieren. Ist man weniger künstlerisch veranlagt oder mag man es lieber abstrakter, so kann man die Wände auch einfach nach Gutdünken durch verschiedene bunte Muster gestalten, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt und die intelligenten Papageien werden sich über mehr Reize als es eine triste einfarbige Beton- (bzw. Stein-) wand bieten kann, in jedem Fall freuen. Nun aber zurück zum Boden, der, entscheidet man sich gegen die natürliche Variante, entsprechend anders gestaltet werden muss. Man hat nun die große Gelegenheit, den Boden so zu gestalten, dass eine wirksame und nachhaltige Reinigung jederzeit möglich ist.

Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es mehrere Wege, die man, abhängig vom persönlichen Geschmack und den örtlichen Verhältnissen, wählen kann.
Zuerst einmal sei auf eine Kompromisslösung zwischen natürlichem und künstlichem Boden hingewiesen: Bringt man in der Außenvoliere zwei Hauptsitzstangen an, am Ende und am Anfang der Voliere, so hat dies mehrere Vorteile.

Der Erste, hier nicht Zentrale, besteht darin, dass man auch flugfaule Tiere (vor allem ältere Amazonen, aber auch Graupapageien und andere) dazu „zwingt“, eine möglichst große Distanz fliegend zurückzulegen um von einem Punkt der Voliere zum anderen zu gelangen. Ein zweiter, in diesem Zusammenhang wichtigere, Aspekt ist, dass man, durch Anbringen solcher zwei Sitzstangen (die natürlich von Zeit zu Zeit auch ausgewechselt werden müssen), relativ sicher den hauptsächlichen Aufenthaltsort der Tiere bestimmen kann. Dadurch, dass sie viel Zeit auf diesen beiden Sitzstangen (man kann die Zahl je nach Volierengröße freilich auch erhöhen) verbringen dürften, hier besonders auch die Ruhephasen, erfolgen die meisten Kotabgaben eben unter diesen Sitzstangen. Man kann nun in einem Bereich von ca. 30cm unter diesen Sitzstangen (bei größeren Arten muss der Bereich evtl. breiter gewählt werden) den natürlichen Boden durch eine Schicht mit grobem Kies ersetzen.

Zu diesem Zweck sollte man den entsprechenden Bereich zuvor ausheben und so füllen, dass eine gute Drainagewirkung erzielt wird. Als oberste Schicht wählt man dann den schon erwähnten groben Kies. Kot, der nun auf diesen Kies fällt, wird durch den Regen (oder auch durch Bespritzen mit einem Schlauch) weggespült, so dass die Tiere kaum mehr in Kontakt mit ihren Ausscheidungen kommen und somit auch die Gefahr von Ansteckungen durch unsaubere Volierenstellen sehr gering ist.

So kann man zwischen den Sitzstangen den Naturboden belassen und muss nicht völlig auf eine natürliche Bepflanzung verzichten. Kommt dieser Kompromiss nicht infrage, so ist es selbstverständlich auch möglich, den ganzen Boden sozusagen künstlich zu gestalten. Entscheidet man sich dazu, den gesamten Boden zu betonieren, so muss sehr darauf geachtet werden, dass ein ausreichender Abfluss des Regenwassers gewährleistet ist, so dass es also keinesfalls zu Staunässe oder längere Zeit stehenden Pfützen kommen kann. Letztere können vor allem in heißen Sommern ebenfalls eine Gefahrenquelle für die Ansteckung der Tiere bedeuten, dies umso mehr, wenn sie durch Kot verunreinigt werden.

Man sollte auch bedenken, dass der Reinigungsaufwand bei der Verwendung von Beton nicht allzu hoch ist (jedenfalls bei nicht zu hoher Besatzdichte), wohl aber kontinuierlich beibehalten werden muss.

Der Kot, da die Tiere hier sofort mit ihren Exkrementen in Berührung kommen können, muss regelmäßig gründlich entfernt werden. Damit es bei Niederschlägen nicht zu unangenehmem „Matsch“ kommt, empfiehlt es sich, den Beton mit einer Art Einstreu (dünn) zu bedecken. Welcher Art die Einstreu ist, muss von Fall zu Fall entschieden werden und ist teilweise auch vom Geschmack des jeweiligen Volierenbesitzers abhängig. Was jedoch immer bedacht werden sollte, ist die Frage der Entsorgung der (dann verunreinigten) Einstreu samt dem Kot und den Futterresten. Hat man einen großen Garten, mag die Entsorgung unproblematisch sein, ist dies nicht der Fall und entscheidet man sich für relativ großvolumige Einstreu (z.B. Buchenhäcksel), stößt man schnell an die Grenzen seiner Kapazitäten und muss sichergehen, dass ein örtlicher Recyclinghof als Abnehmer der „Volierenabfälle“ dienen kann.

Buchenholzgranulat
Buchenholzgranulat, eine gute Alternative in großflächigen Volieren, die gleiche Menge Sand würde erheblich schwerer einen größeren Arbeitsaufwand darstellen.

Neben dem Betonieren des ganzen Volierenbereiches gibt es auch die Möglichkeit, Gehwegplatten zu verwenden. Diese haben gegenüber einer Betonfläche den Vorteil, dass dadurch, dass Fugen vorhanden sind, der Abfluss von Regenwasser in aller Regel gesichert ist und zu keinerlei Problemen führt.

Entscheidet man sich bei der Planung seiner Voliere also gegen Naturboden, so gibt es vor allem den Vorteil, dass die Reinigung einfacher und gründlicher möglich ist, als dies im Falle einer natürlich bepflanzten Voliere möglich wäre.

Auch evtl. notwendig werdende Desinfektionen können vergleichsweise wirksam und flächendeckend durchgeführt werden. Ein Nachteil von künstlichem Volierenboden wäre, dass hierdurch das Gesamtbild der Anlage doch um einiges steriler und „langweiliger“ wirkt, als bei abwechslungsreich gestalteten Naturanlagen.

Dies jedoch bedeutet nicht zwingend, dass die Zuchtergebnisse in solchen eintönigen Anlagen weniger erfolgreich wären, als in naturnahen Gehegen, es sieht, aus menschlicher Perspektive betrachtet, nur einfach weniger schön aus.

Ob man sich nun für die eine oder die andere Variante bzw. für eine Mischform entscheidet, muss immer abhängig bleiben, von den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten. Eine besondere Rolle bei dieser Entscheidung müssen natürlich die zu pflegenden Vogelarten spielen.

Eine Außenvoliere für Wachteln, Prachtfinken oder, um ein Beispiel aus der Welt der Papageien zu geben, für Fledermauspapageien muss anders aussehen und vollkommen andere Bedingungen erfüllen als eine solche Voliere für Agaporniden, Wellensittiche oder Graupapageien. Letztlich sind es also die Vogelarten, die sich wohlfühlen sollen, und deren Anforderungen an eine erfolgreiche Haltung deshalb vor allem dafür maßgeblich sein müssen, wie die jeweilige Behausung im Idealfall auszusehen hat.

Die drei Nymphensittiche fühlen sich in der „Wildnis“ sehr wohl
Die drei Nymphensittiche fühlen sich in der „Wildnis“ sehr wohl

 

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