Papageienhilfe Aachen e.V.
56. Ausgabe 3/09
Für Freunde und Mitglieder

Papageienhilfe Aachen e.V.

| Inhatsverzeichnis - Ausgabe 56 |
| 1. Liebe Mitglieder und Freunde | 2. Faunenverfälschung (Fortsetzung) | 3. Volierenböden sinnvoll gestalten | 4. Stöbern erwünscht |

Volierenböden sinnvoll gestalten

Inzwischen ist es allgemein bekannt, dass die Haltung von Papageien und Sittichen in Volieren die artgerechteste ist. Je größer das Gehege, desto besser ist es für die Tiere, jedenfalls in aller Regel. Neben reinen Innenvolieren, welche selbstverständlich schon eine bessere Alternative zur herkömmlichen Käfighaltung darstellen, bedeutet die Unterbringung der Pfleglinge in kombinierten Innen- und Außenvolieren eine weitere Steigerung der Haltungsqualität und kann durchaus als eine Art Königsweg bezeichnet werden.

Das bedeutet freilich nicht, dass alles perfekt ist, sobald man seine Vögel in eine solche Außenvoliere mit (möglichst beheizbarem) Innenraum verbracht hat. Bereits bei der Planung einer Voliere muss eine Vielzahl von Aspekten Beachtung finden, um spätere Enttäuschungen zu vermeiden und die häufig auch bei genauer Strukturierung des Vorhabens nötig werdenden Nachbesserungen bzw. Umbauarbeiten möglichst gering zu halten, da hierdurch die Tiere unnötig gestört werden und man natürlich auch finanzielle Posten nicht vergessen sollte.

In der Coco-News wurden in der Vergangenheit bereits mehrfach einzelne Elemente, die mit dem Bau und der Einrichtung von Volieren zu tun haben, hervorgehoben und aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Dies soll nun an dieser Stelle einmal mehr fortgesetzt werden. Ein wichtiger Bestandteil jeder Voliere, unabhängig davon, ob es sich um eine Innen- oder eine Außenvoliere handelt, ist der Bodengrund und – je nach Situation – die Frage, welche Einstreu man für den Boden verwenden sollte.

Zuerst soll es hier um den Bodengrund selbst gehen, genauer, um die verschiedenen Möglichkeiten, den Boden in einer Außenvoliere zu gestalten. Da ein führendes Argument für die Haltung von Vögeln in Außenvolieren neben der Tatsache, dass ein größeres Raumangebot zur Verfügung gestellt werden kann, vor allem das hohe Maß an in wörtlichem Sinne naturnaher Unterbringung ist, liegt der Vorschlag nahe, den Volierenboden ebenso naturnah, sprich natürlich zu gestalten.

Man muss allerdings, bevor man das Für und Wider der einzelnen Möglichkeiten betrachtet, auch bedenken, dass jede Entscheidung vor allem davon abhängen muss, welche Vogelarten gepflegt werden sollen. So werden sich einheimische Vögel ebenso wie Hühnervögel (Wachteln, Rebhühner, Fasane etc.) kaum anders artgerecht halten lassen, als auf natürlich bewachsenen Böden.

Diese Vögel brauchen hohes Gras, alte Baumstämme und Steinaufbauten um sich wohl zu fühlen und ihr gesamtes Verhaltensrepertoire auszuleben.

Anders dagegen sieht es bei vielen Papageien und Sittichen aus, wenngleich man auch hier innerhalb der großen Familie der Psittaciden viele Unterschiede feststellen kann. Gerade die neuweltlichen Arten betreten in ihrer Heimat den Boden häufig kaum. Dies trifft zumindest auf viele Regenwald bewohnende Arten zu. Entsprechend ist für diese Tiere z.B. eine Fütterung auf dem Boden nicht als artgerecht zu betrachten, da sie sich auf dem Boden nicht sicher fühlen und ihn zeitlebens eher widerwillig betreten werden.

Dennoch werden sie, auch bei der Versorgung durch hoch angebrachte Näpfe, in Menschenobhut den Boden von Zeit zu Zeit aufsuchen. Anders jedoch als beispielsweise die australischen Grassittiche (der Name verrät schon viel über ihre bevorzugten Aufenthaltsorte) verbringen Amazonen und Weißbauchpapageien dennoch nicht große Teile des Tages auf dem Boden oder in Bodennähe.

Und doch muss man auch bei ihnen der Frage nach der Gestaltung des Bodens Beachtung schenken. Bleiben wir zunächst beim naheliegenden Vorschlag den Boden möglichst natürlich zu belassen. In diesem Fall hat man die Möglichkeit, den Boden seiner Voliere mit Gras bewachsen zu lassen, das im Sommer häufig imposante Größen erreicht und in aller Regel auch von stark nagenden Arten unbehelligt wachsen kann. Sittiche und Agaporniden werden sich im übrigen über die halbreifen Grassamen freuen.

Etwas schwieriger kann sich das Vorhaben gestalten, die Voliere auch mit größeren Gewächsen zu bepflanzen. Hier setzt die Nagetätigkeit der Bewohner häufig enge Grenzen. Doch ist es in Volieren mit den schon genannten Grassittichen durchaus möglich, Sträucher und kleine Bäume zu pflanzen, ohne dass diese so stark beschädigt würden, dass ein gesundes Wachstum unmöglich wäre. In Gehegen mit nicht oder nicht stark nagenden Arten ist dem Gestaltungswillen des Besitzers also im Grunde genommen keine Grenze gesetzt, nur sollte man darauf achten, dass erstens keine giftigen Pflanzen Verwendung finden und dass zweitens genügend freier Flugraum für die Tiere übrig bleibt.

Ein weiterer Vorteil natürlich bewachsener Volieren ist zweifelsfrei vor allem auch ihre optische Attraktivität und das abwechslungsreiche Bild sowohl für die Bewohner als auch für den Betrachter. Im Sommer finden die Tiere natürliche Schattenplätze und Versteckmöglichkeiten, im Winter bieten zumindest immergrüne Pflanzen (Thuja etc.) Schutz vor kalten Winden, wobei eine bepflanzte Außenvoliere einen zugluftfreien und auch sonst geschützten Innenraum nicht ersetzen kann.

Gibt es denn bei soviel „natürlichen“ Vorteilen einer Außenvoliere mit Naturboden und ‚echter’ Bepflanzung auch Nachteile? Wie bei (fast) allen Dingen muss man, beinahe beruhigt, feststellen: ja, es gibt sie. Auch eine bepflanzte Außenvoliere kann negative Seiten haben, die es zu bedenken gilt. Der Hauptnachteil dürfte darin bestehen, dass eine bepflanzte Anlage durch ihren Naturboden extrem schwer zu reinigen ist. Sicher wird ein Großteil der Verschmutzungen zumindest oberflächlich durch den in unseren Breiten häufig genug auftretenden Regen weggespült. Doch ist es leider dennoch so, dass auch bei einer auf den ersten Blick sauberen Anlage Keime zurückbleiben können, wodurch die Gefahr einer Übertragung von Krankheiten auf die Volierenvögel gegeben ist.

Wildlebende Vögel z.B., die sich auf das Volierendach setzen wodurch ihre Exkremente in die Voliere gelangen, können ebenso für das Einbringen von Krankheitskeimen verantwortlich sein, wie mit Wurmeiern verseuchte Erde, die entweder schon an der entsprechenden Stelle des Gartens vorhanden war oder später (durch mit Erde behaftetes Grünfutter etc.) eingebracht wurde.

Nun ist es aber den eigenen Tieren wenig dienlich, aufgrund dieser Gefahrenmöglichkeit Außenvolieren als solche zu verdammen und deshalb darauf zu verzichten. Nur sollte man entsprechend dieser Kenntnis handeln und versuchen, seine Pfleglinge so gut es geht, zu schützen. Auch hier gilt, dass die Lebensqualität einer Freivoliere etwaige Nachteile und nur evtl. auftretende Probleme bei weitem übersteigt.

Wie geht man nun mit der Gefahr der Krankheitsübertragung um? Es gibt einige Vorsichtsmaßnahmen, durch die man das Ansteckungsrisiko seiner Vögel stark verringern kann. So besteht beispielsweise die Möglichkeit, unter den Sitzstangen, an den Stellen eben, an denen die Tiere den meisten Kot absetzen (in der Natur kommen die Tiere nie mit den eigenen Ausscheidungen in Berührung), auf einer Breite von ca. 30cm keinen Grasboden zu belassen, sondern selbigen zu ersetzen. Als Alternative zu natürlichem Boden unter den Sitzstangen bietet sich z.B. grober Kies an, den man ungefähr 10-15cm hoch aufträgt (der Naturboden wird entsprechend in dieser Höhe entfernt) und der sehr gut mit einem Gartenschlauch zu reinigen ist.Durch seine hervorragenden Drainageeigenschaften fließen Verunreinigungen samt dem zur Säuberung eingesetzten Wasser meist ohne Rückstände ab. Auch haben Keime kaum Gelegenheiten, sich in Kies festzusetzen.

Gleiches gilt auch für die gefürchteten Wurmeier, die von den Tieren meist beim Verzehr von Wurzeln und Erde aufgenommen werden. Diese Eier von Parasiten werden sich also kaum im Kies halten, wohl aber im restlichen Bereich einer Voliere mit Naturboden. Spulwürmer sind hier eine häufige und für die Tiere gefährliche Art, besonders australische Plattschweifsittiche sind anfällig gegen einen Befall. Auch das ist jedoch kein Grund auf eine natürliche Voliereneinrichtung zu verzichten.

Stattdessen sollte man die Tiere zweimal im Jahr (im Frühjahr und im Herbst) einer Wurmkur unterziehen, wobei man jede dieser Wurmkuren in zwei Abschnitte gliedern sollte: ca. zwei Wochen nach der ersten Anwendung des Mittels sollte eine zweite Anwendung stattfinden, da die Medikamente in aller Regel nur die erwachsenen Würmer abtöten, nicht aber die Eier. Damit man mit der Behandlung auch wirklich alle Würmer abtötet, auch die, die bei der ersten Medikamentengabe noch nicht aus den Eiern geschlüpft sind, muss man das Mittel also ein zweites Mal innerhalb desselben Behandlungszeitraumes verabreichen. Da die landläufigen Mittel recht stark sind und auch eigentlich nützliche Teile der Darmflora abtöten, sollte jeder Wurmkur eine Zeit vermehrter Vitamingaben folgen, um den Vögeln eine möglichst schnelle Regeneration zu ermöglichen. Hält man sich an die regelmäßigen Wurmkuren, hat man in aller Regel mit diesem Problem in seinem Bestand nicht zu kämpfen. Zusätzlich zu den Wurmkuren kann man in größeren Zeitabständen (je nach Besatzdichte jährlich oder alle zwei bis drei Jahre), die obere Schicht des Volierenbodens abtragen und durch frische, unverbrauchte Muttererde ersetzen.

Als letztes größeres Problem eines natürlichen Volierenbodens stellt sich die Frage, inwiefern es Raubtieren möglich ist, durch den Boden in die Voliere zu gelangen und so möglicherweise den gepflegten Tieren zu schaden. Hier muss man sagen, dass ein Ringfundament einfache Abhilfe schafft, sprich, der Umriss der Voliere wird beim Bau eingeschalt und betoniert.

60-80cm sind hier in aller Regel mehr als ausreichend. Dieses Fundament hat neben dem Schutz vor Beutegreifern die von außen kommen auch noch den Vorteil, dass es ebenfalls vor dem Ausbrechen der Vögel selbst schützt.

So sind z.B. Rosakakadus dafür bekannt, dass sie recht tiefe Löcher in den Boden graben. Dass dadurch die Gefahr besteht, dass sich die Vögel nach draußen graben, muss wohl nicht eigens betont werden.

Beachtet man also den einen oder anderen Grundsatz, so sind natürlich gestaltete Volierenböden sowohl für Mensch als auch für Tier eine schöne und abwechslungsreiche Alternative zu anderen, zumindest auf den ersten Blick tristeren Möglichkeiten der Volierengestaltung. Dass aber auch diese anderen Arten der Einrichtung ihre Berechtigung haben und sinnvoll sein können, soll in einer der nächsten Ausgaben der Coco-News besprochen werden, wenn es um weitere „Bodenformen“ in Außenvolieren und später in einem weiteren Schritt um die Gestaltungsmöglichkeiten des Bodens (samt der Frage nach der passenden Einstreu) in Innenvolieren gehen soll.

Hier ein Beispiel aus dem Vogelpark Plantaria in Kevelaer (Klicken Sie das Foto für eine Vergrößerung):

Voliere

 

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