Papageienhilfe Aachen e.V.
38. Ausgabe 4/03
Für Freunde und Mitglieder

Papageienhilfe Aachen e.V.

| Inhatsverzeichnis - Ausgabe 38 |
| 1. Liebe Mitglieder und Freunde | 2. Das Ende eines Junggesellenlebens... |
3. 10 Jahre Papageienhilfe- wie alles begann |

10 Jahre Papageienhilfe- wie alles begann

Wie vieles begann alles sehr harmlos, mein Schwiegervater kam eines Tages mit einem Rosenköpfchen vorbei und meinte, es würde ihm bei uns sicher gut gehen. Er hatte es von einem Kunden erhalten, der noch einen Kakadu pflegte und feststellte, dass sich die Tiere nicht vertrugen. Aus meiner heutigen Erfahrung heraus ein Wunder, das das Rosenköpfchen diese ungleiche Beziehung überlebte. Wir schlossen es sogleich ins Herz und nannten es Joey. Nach ein paar Wochen merkten wir, das wir wesentlich weniger Zeit für das Tier hatten als eigentlich vorgenommen und beschlossen einen Partner für Joey zu besorgen. Ein Freund nahm das Tier mit zu einem Züchter und dort war der Partnervogel schnell gefunden. So kam Bodo in unseren Haushalt.

Die zwei machten ihrem Namen alle Ehre, zwei echte Liebesvögel die bei uns alle Freiheiten hatten. Sie flogen durch unser Wohnzimmer und hatten viel Vergnügen die Palmen zu zerkleinern und die Möbel anzuknabbern. Dazu machten sie Lärm, das man kaum sein Wort verstehen konnte, immer gerade dann, wenn man sich mal etwas Ruhe gönnen wollte. Nach zwei Jahren kapitulierten wir und meine Mutter (Margret Dücker; 2.Vorsitzende) nahm die beiden zu sich. Dort kamen sie in eine Zimmervoliere und fühlten sich wohl. Meine Mutter war so begeistert, dass sie gerne noch Vögel dazu haben wollte.

Zu dieser Zeit machte ein Papageienzüchter in der lokalen Presse auf sich aufmerksam, die Räumlichkeiten waren ihm gekündigt worden und nun suchte er eine neue Bleibe für sich und seine gefiederten Freunde. So besuchten wir den Herrn und fragten nach Liebesvögeln, also Agaporniden. Er konnte uns keine vermitteln, gestattete uns aber einen Blick auf seine Papageienvolieren. Als wir dort die Tiere sahen, war es um meine Mutter geschehen, sie war wie paralysiert. Von diesem Tag trug sie den Gedanken, auch Papageien halten zu wollen. Wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, ist es auch schon fast Realität. Es vergingen ein paar Monate und sie bekam ihre Papageien, zwei Gelbkopfamazonen. Im Haus war genug Platz für ein Papageienzimmer mit einer großen Voliere. Meine Mutter hat ein großes Herz und sie sorgte sich auch um das Wohl der vielen anderen Papageien, die wir gesehen hatten. So hielten wir den Kontakt zum Papageienzüchter und erlebten nach einiger Zeit dessen Umzug in ein neues Domizil. Dort gab es viel zu tun und so wie wir konnten halfen wir. Es vergingen ein paar Monate und auf Drängen eines uns bis dahin unbekannten Helfers trafen sich einige Engagierte, um ein gemeinsames Konzept auszuarbeiten. Meine Mutter hatte DIE IDEE: lasst uns einen Förderverein gründen! In diesem Augenblick war die Papageienhilfe quasi geboren.

Doch bis zum heutigen Verein sollte noch ein langer Weg vor uns liegen. Die Formalitäten waren schnell erledigt: Vereinssatzung -Notar- Konto u.s.w. Sonst gestaltete sich die Vereinsarbeit ehr schwierig. Der Papageienzüchter nahm zwar gerne die Spenden, die durch die ersten Mitgliedsbeiträge hereinkamen, versorgte uns allerdings dürftig mit Informationen rund um seine Arbeit. Nach kurzer Zeit fielen einem Helfer Unregelmäßigkeiten in der Buchführung auf, die Herkunft einiger Tiere war unklar und obwohl der Züchter beteuerte keine Papageien zu verkaufen, gab er immer wieder Vögel „in Kommission“ zu stolzen Preisen ab. Darauf konkret angesprochen wollte er sich mit uns zu einem klärenden Gespräch zusammensetzten, das nie stattgefunden hat. So blieb nichts anderes übrig als uns von diesem Herrn zu distanzieren.

Doch das sollte nicht der einzige Schlag in der Gründungsphase bleiben. Einige Mitglieder waren sehr interessiert an Aktivitäten, die sich gelinde gesagt an der Grauzone der Legalität bewegten. So erwartete man beispielsweise Aktionen wie „...da müssen wir mal über den Zaun steigen und ein paar Fotos machen von den Haltungsbedingungen dort...“ oder „...wenn die nicht mit uns zusammenarbeiten müssen wir mal etwas Druck machen....“ Der Zeitpunkt war gekommen, sich über das Profil der Papageienhilfe Gedanken zu machen, wollten wir tatsächlich einen Verein mit aggressivem Auftreten oder sollte die Papageienhilfe informierend und beratend sein? Ich konnte und wollte mich nicht mit einem militanten Verein identifizieren. Die unterschiedlichen Standpunkte sorgten innerhalb kurzer Zeit für Disharmonie und Streitigkeiten. Nach einer heftigen Diskussion war klar, dass eine Zusammenarbeit sich in dieser Form nicht fortsetzen ließ. Doch wir hatten einen Joker: die Mehrheit des Vorstandes. Eine einberufene Mitgliederversammlung sollte über die Zukunft des Vereins entscheiden.

Zu dieser Zeit las meine Mutter einen Leserbrief in der Tageszeitung, ein Herr Sistermann äußerte sich kritisch über die Arbeit des Papageienzüchters, den wir seinerzeit unterstützen wollten. Sie nahm Kontakt mit ihm auf und er erklärte sich zu einem Gespräch bereit, an dem auch noch zwei andere Papageienzüchter teilnahmen. Die Herren waren von der Vereinsidee angetan und versicherten ihre Unterstützung.
Die Versammlung brachte Klarheit: Herr Sistermann übernahm den Vorsitz der Papageienhilfe und investierte viel Zeit und Energie um dem Verein sein heutiges Profil zu geben. Einer der Papageienzüchter, Herr van Rey, erklärte sich bereit, eines seiner Vogelhäuser dem Verein als Auffangstation zur Verfügung zu stellen und die dort untergebrachten Vögel zu pflegen. Der andere Züchter, Herr Kuhnt, stand und mit Rat und Tat zur Seite bis zum heutigen Tag.

Nun begann die Papageienhilfe zu wachsen. Zunächst wurde die Idee einen Stammtisch ins Leben zu rufen in die Tat umgesetzt. Eine Vereinszeitung musste her, die Coco-News wurden aus der Taufe gehoben und bei lokal ansässigen Tierärzten ausgelegt. Presseberichte über den Verein sorgten für einen größeren Bekanntheitsgrad, mit ihm nahmen auch die Telefonate von Hilfesuchenden zu. Zum Teil ging es um Haltungsfragen, aber auch Anfragen zur Aufnahme von Papageien waren dabei. Im lokalen Bürgerfunk wurden regelmäßig Sendungen zur Papageienhaltung ausgestrahlt. Dort erreichten wir eine große Hörerschaft und uns wurde klar, wie wichtig fachliche Informationen zur Papageien -und Sittichhaltung sind.

Durch Artikel der überregionalen Presse erreichten wir Menschen im gesamten Bundesgebiet sowie im benachbarten Ausland, die Zahl der Mitglieder wuchs. Mit neuen Mitgliedern kamen neue Ideen und Verbindungen zustande, die Papageienhilfe wurde zum Ansprechpartner für viele Papageien- und Sittichfreunde. Zu den Stammtischen, die ausschließlich Abendveranstaltungen waren, kamen die jährlichen Sommerfeste im Aachener Tierpark, mittlerweile ein fester Bestandteil der Arbeit der Papageienhilfe, die die Zusammenarbeit mit dem Tierpark unterstreicht.

So gingen die Jahre ins Land. Mittlerweile verfügt die Papageienhilfe über ihre eigene Website, auf die sind wir besonders stolz. Ohne das Engagement unseres Mitgliedes Jaqueline Aubert wäre dies nicht möglich gewesen. Herr Sistermann gab den Vorsitz aus beruflichen Gründen an Waltraud Bemberg ab und ist dem Verein nach wie vor verbunden. Wir sind zu einer großen Familie zusammengewachsen und freuen uns über jedes neue Mitglied. Seit einem Jahr arbeitet die Papageienhilfe intensiv mit dem Aachener Tierheim zusammen, dort lassen die Örtlichkeiten keine Papageienhaltung zu und zum Ausbau fehlen Platz und Mittel.

Tja, da sieht man, was aus der Aufnahme eines Rosenköpfchens alles so wachsen und gedeihen kann. Ohne Bodo und Joey, die beide in gesegnetem Alter verstorben sind, gäbe es vielleicht keine Papageienhilfe, mit deren Arbeit viele Papageien ein neues Zuhause fanden.

In der nächsten Ausgabe gewähren wir Einblick in die Statistik der Papageienhilfe und weitere interessante Ereignisse.

Monika Kurth ( Geschäftsführerin )

 

nach oben