Papageienhilfe Aachen e.V.
62. Ausgabe 1/12
Für Freunde und Mitglieder

Papageienhilfe Aachen e.V.

| Inhatsverzeichnis - Ausgabe 62 |
| 1. Liebe Mitglieder und Freunde | 2. Sommer/ Jahreszeiten | 3. BNA informiert über die Aufhebung: Der Psittakose – Verordnung | 4. Kommentar zur Aufhebung der Psittakose – Verordnung

Sommer/ Jahreszeiten

Sommerzeit, Urlaubszeit. Viele Menschen fiebern das ganze Jahr hindurch der warmen Jahreszeit entgegen, in der man verschnaufen kann, sich vom Alltagsstress erholt und den normalen Trott eine zeitlang hinter sich lässt. In unserem mitteleuropäischen Klima ist der Sommer sicherlich die bei weitem angenehmste Jahreszeit, die Temperaturen laden dazu ein, viel Zeit im Freien zu verbringen und laue Sommerabende sind für viele Menschen die Idealvorstellung von Entspannung und Stressfreiheit. Wir versuchen es uns so gut wie möglich gehen zu lassen, Cocktail to go, Grillen im Garten, Freibad, Sonne, Strand und Schwimmen im warmen Meer. Wie aber sieht es im Sommer mit unseren gefiederten Freunden aus?

Auch für die einheimische Vögel ist der Sommer (neben dem Frühling) die wichtigste Zeit des Jahres, denn jetzt werden die Jungvögel, wird die nächste Generation, teils schon in einer zweiten Brut, aufgezogen und zur Selbständigkeit gebracht. Für die Vögel ist der Sommer also nicht unbedingt eine erholsame Zeit, aber es ist dennoch, wie bereits gesagt, eine wichtige Zeit (Aufzucht der Jungtiere) und so auch in gewisser Weise ein Jahreshöhepunkt, da natürlich auch noch andere Aspekte gemeistert werden müssen (hoher Feinddruck, denn auch z.B. Greifvögel haben Junge zu versorgen; Revierverteidigung etc.). Nun versorgen sich die freilebenden Vögel natürlich selbst, wie steht es aber mit unseren Papageien und Sittichen in der warmen Jahreszeit? Zuerst einmal würde man ja denken, dass der Sommer diejenige unserer Jahreszeiten ist, die am ehesten den Bedingungen entspricht, die unsere Papageien in ihrer Heimat vorfinden. Dies stimmt für einige Arten, für andere stimmt es aber nicht oder nur bedingt. Bei 330 verschiedenen Papageienarten kann man schwerlich verallgemeinernde Aussagen treffen, das gilt sowohl für die Verhaltensweisen der einzelnen Arten, als auch für ihre Lebensräume.

Vorsichtig lässt sich jedoch zusammenfassen, dass Arten, die aus tropischen Regenwäldern stammen, tatsächlich im hiesigen Sommer die Jahreszeit antreffen, die ihren heimischen Bedingungen wenn nicht gleich, so doch zumindest nahe kommt. Solche Arten (u.a. praktisch alle Amazonenarten, Rotschwanzsittiche, Keilschwanzsittiche, viele Loris, Feigen- und Fledermauspapageien, einige Kakadus und andere mehr), die ihr Verbreitungsgebiet dezidiert in den Tropen haben, kommen mit unserer kalten Jahreszeit oftmals nicht zurecht und eine zu kalte Unterbringung stellt dann, auch wenn sie von akklimatisierten Individuen vielleicht überlebt werden kann, eine Tierquälerei dar. Andere Arten, nicht nur die bekannten Keas, die im Schnee spielen, kommen teils aus kälteren Weltgegenden, oder aus solchen Gebieten, dies kommt häufig vor, in denen es zwar tagsüber warm oder gar heiß ist, es aber nachts empfindlich abkühlt, teilweise bis unter den Gefrierpunkt.

Hierzu zählen vor allem Arten, die aus dem Gebirge stammen, ein prominentes Beispiel ist der Taranta-Papagei (Agapornis taranta), ein Vertreter der bekannten Unzertrennlichen, der ursprünglich im Hochland von Äthiopien beheimatet ist. Viele australische Papageien und Sittiche, vor allem jene, die in den trockenen zentraleren Gebieten vorkommen, müssen ebenfalls starke Schwankungen zwischen der Tageshöchst- und der nächtlichen Tiefsttemperatur hinnehmen. Dennoch sind praktisch alle Papageien- und Sitticharten, gleich unter welchen klimatischen Verhältnissen sie normalerweise leben, dankbar für ein paar warme Tage in unserer Sommerzeit. Daher und auch weil (direktes!) Sonnenlicht für die Vögel essentiell wichtig ist, da sie nur so das Vitamin D3 bilden können (es kann vom Vogelkörper nicht unabhängig von ultraviolettem Licht gebildet werden), lohnt es sich, über die Unterbringung seiner Pfleglinge während der Sommermonate einmal besonders nachzudenken.

Viele Aussagen haben hier doch allgemeinere Gültigkeit, auch wenn man natürlich von Art zu Art etwas andere Bedürfnisse erfüllen muss. Wie in den COCO-NEWS bereits des öfteren ausgeführt, stellt die Unterbringung von Papageien und Sittichen in (möglichst großen) Außenvolieren die ideale Haltungsform dar. Der Sommer hat nun den enormen Vorteil, dass die Tiere sogar die Freivolieren bewohnen können, wenn kein geschlossener und beheizbarer Schutzraum vorhanden ist. Je nach Witterung und Art können die Tiere hier von ca. April bis Oktober untergebracht werden und so alle Vorzüge des Lebens in einer Außenvoliere genießen. Voraussetzung ist aber, dass, auch wenn kein separater Schutzraum vorhanden ist, da die Tiere in der kalten Jahreszeit anderweitig untergebracht werden, allen so untergebrachten Papageien und Sittichen gerade in einer ausschließlichen Freivoliere die Möglichkeit gegeben wird, Schutz vor Regen, Hagel und anderen schädigenden Wettereinflüssen zu finden.

Zu diesem Zweck sollte die Freivoliere zu etwa einem Drittel, je nach Standort und Ausrichtung evtl. besser zu Hälfte, mit einem lichtdurchlässigen Material überdacht werden.

Auch zumindest eine Ecke der Voliere sollte darüber hinaus noch an den Seiten wasserdicht geschlossen werden. In dieser trockenen Ecke lassen sich dann gut die Schlaf-/ Nistkästen sowie die Futternäpfe anbringen. Ebenfalls günstig ist es, hier, in einem garantiert trockenen Bereich, die höchsten Sitzgelegenheiten des Geheges anzubringen, da so relativ sicher gewährleistet ist, dass die Tiere diese Orte zur Nachtruhe aufsuchen werden. Von großer Wichtigkeit ist es außerdem, die Voliere ausreichend gegen Raubtiere zu sichern.
Das können nicht nur Hauskatzen, Marder und Füchse sein, auch von Greifvögeln (sowohl Tag- als auch Nachtgreife) droht Gefahr. Diese Gefahr besteht auch dann, wenn es den „Angreifern“ nicht möglich ist, direkt ins Gehege zu den Tieren vorzudringen. Denn vor allem nachts kann es passieren, dass Papageien und Sittiche, deren vornehmliche natürliche Verteidigungsstrategie die schnelle Flucht ist, erschrecken und dann kopflos und (eben vor allem in der Dunkelheit) orientierungslos umherflattern. Dabei besteht das große Risiko, dass sich die Tiere ernste, im schlimmsten Fall tödliche Verletzungen zuziehen.

Die drei Nymphensittiche genießen die Frühlingsluft im Freien!
Die drei Nymphensittiche genießen die Frühlingsluft im Freien!

Man sollte also möglichst viele Absicherungen treffen, um die Tiere zu schützen. Eine doppelte Verdrahtung der Voliere und eine kleine Nachtlampe, die den Tieren auch bei Dunkelheit die Orientierung ermöglicht, sind hier angeraten und als Mindestmaßnahmen dringend zu empfehlen. Weiter gelten für die sommerliche Freivolierenunterbringung natürlich auch alle anderen Aspekte, die sonst bei der Haltung der Papageien und Sittiche wichtig sind. So dürfen beispielsweise trotz des u.U. erhöhten Platzangebotes in der Voliere nur Individuen und Arten kombiniert werden, die sich auch sicher vertragen.
Bei der Haltung in reinen Freivolieren ist allerdings außerdem noch dem Punkt „Lichtverhältnisse“ besondere Bedeutung beizumessen. Die Voliere darf, gleich für welche Art, auf keinen Fall, vor allem nicht in der Mittagszeit, ausschließlich in der Sonne stehen. Gibt es keine schattenspendenden Bäume, die die Voliere zum Teil vor zu starker Sonneneinstrahlung schützen, so muss die Voliere anderweitig beschattet werden.

Das andere Extrem, eine Voliere, welche nur unter Bäumen steht und in die praktisch kein Sonnenstrahl gelangt, ist freilich ebenso ungeeignet. Vor allem Anfänger in der Vogelhaltung sind häufig unsicher und fragen sich, ob sie ihre Schützlinge wirklich nach draußen setzen sollten. Die Antwort lautet: uneingeschränkt „ja“, wenn man alle wichtigen (Sicherheits-)voraussetzungen bedacht und erfüllt hat. Ein sommerlicher Freivolierenaufenthalt bietet den Tieren nur Vorteile und dies in einem so eindeutigen Maße, dass man schon nach kurzem Aufenthalt der Tiere in einer Freivoliere, einen solchen draußen gehaltenen Vogel ohne weiteres von einem Artgenossen, der im Zimmerkäfig gehalten wird, unterscheiden kann.

Das Gefieder erstrahlt in einem größeren Glanz, da die Federn nicht nur direktes Sonnenlicht abbekommen, sondern die Tiere auch die natürliche Möglichkeit haben, im Regen ein Bad zu nehmen. Hat man einmal z.B. einen Schwarm Rosenköpfchen, Nymphensittiche oder Wellensittiche in einer großen Freivoliere beobachtet, wird man die Tiere wohl kaum noch als Einzeltier im Wohnzimmerkäfig halten wollen. Gerade auch Wellensittiche, die inzwischen vollständig zum Haustier geworden sind und mit ihren wilden Ahnen in Australien nicht mehr viel gemein haben, finden in großen, reich strukturierten Außenvolieren wieder zu einem reicheren Verhaltensrepertoir als in reiner Käfighaltung. Wer Melopsittacus undulatus, wie der Wellensittich wissenschaftlich heißt, nur als zahmen, sprechenden Käfigvogel kennt, der wird sich wundern, wieviel Energie in den kleinen Vögeln steckt, wenn man sie mit ihresgleichen vergesellschaftet und ihnen Raum bietet, ihre Bedürfnisse auszuleben. Hier können die kleinen Sittiche wie es ihre wilden Verwandten in Australien noch heute tun, in Gesellschaft fressen, schlafen, streiten und vor allem auch dem Brutgeschäft in einer Kolonie nachgehen. So kommt im Wellensittichalltag auf keinen Fall Langeweile auf!

Eine solche Schwarmhaltung ist gerade auch für Wellensittiche die bei weitem natürlichste Art der Unterbringung, da die Tiere in ihrer Heimat nahezu ausschließlich in (großen) Schwärmen vorkommen. Hier lernen alle voneinander und z.B. bei der Fütterung zeigt sich der große Vorteil, dass ein Vogel vom anderen lernt und so auch neue Futtermittel, die nicht von allen Tieren sofort akzeptiert werden, irgendwann, aufgrund einer Mischung aus Abgucken und Futterneid, von der ganzen Gruppe gern gefressen werden. So kann man  elegant den Speiseplan auch von älteren, sturen Sittichen erweitern und optimieren.

Lässt man die Vermehrung zu, hat man, zumindest in einem bunt gemischten Schwarm Wellensittiche ist das der Fall, nachher so manch spannende Überraschung zu verzeichnen, was die Farben der Jungvögel angeht. Denn die Jungen von zwei grünen Vögeln müssen noch lange nicht alle auch wieder grün aussehen! Sollten Sie also die Möglichkeit haben, Ihre Wellensittiche oder auch andere Vögel (das gilt nicht nur für Sittiche und Papageien), den Sommer über draußen unterzubringen, zögern Sie nicht, die Vögel werden es Ihnen danken!

 

nach oben
Impressum & Datenschutzerklärung | Contact
Copyright © 2000-2008 Papageienhilfe Aachen e. V. / Alle Rechte vorbehalten
Webdesign & Erstellung:
W E B D E S I G N - C R E A T I O N S . c o m