Was genau ist eigentlich eine Ausstellung, welches Konzept liegt dieser Idee zugrunde? Bei Kunstausstellungen oder historischen Ausstellungen in entsprechenden Galerien und Museen scheint die Antwort auf die Frage offensichtlich: es werden Kunstobjekte oder aus anderen historischen Epochen stammende Gegenstände (im weitesten Sinne) ausgestellt, also der Öffentlichkeit präsentiert. Diese Zurschaustellung, das Zugänglichmachen und Aufbereiten von Exponaten für die Öffentlichkeit dürfte tatsächlich der wichtigste Aspekt einer Ausstellungspräsentation sein. Er bestimmt Auswahl, Umfang, und Anordnung der gezeigten Objekte. All diesen gängigen Ausstellungen gemein ist die Tatsache, dass es sich um leblose Dinge handelt, die unter bestimmten Bedingungen und oft über längere Zeiträume hinweg dem Publikum zugänglich gemacht werden.
Ganz anders verhält sich all dies bei Ausstellungen, welche nicht leblose Gegenstände sondern lebende Tiere zum Inhalt haben. Hier sind einige Besonderheiten und Unterschiede zu „normalen“ Ausstellungen festzustellen. Grundsätzlich ist die Situation zwischen Tierausstellungen und anderen Ausstellungen die gleiche: für eine begrenzte Dauer wird etwas an einem Ort, an dem es sich sonst nicht befindet in einer bestimmten Art und Weise der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Folge und gleichzeitig erklärtes Ziel dieses Tuns ist es, Menschen Einblicke in ein Thema zu gewähren, welche sie ohne die Ausstellung so nicht hätten erlangen können, jedenfalls nicht auf so umfassende und plastische Weise. Freilich, ein lebendes Tier stellt andere Ansprüche als ein Bild oder eine Statue.
Das gilt vor allem für die Unterbringungsmöglichkeiten. Genau dieser Punkt, wie, in welcher Form Tiere während der Dauer einer Ausstellung gezeigt werden, variiert stark und ist nicht zuletzt auch einem stetigen Prozess der Veränderung unterworfen. Die verschiedenen Arten, Tiere während einer Ausstellung unterzubringen, ist das Charakteristikum schlechthin, dass zur Kategorisierung verschiedener Ausstellungstypen herbeigezogen wird. Dazu später mehr. Zuerst sei noch darauf verwiesen, dass es in dem schon angesprochenen Punkt der Dauer, d.h. wie lange eine Ausstellung dauert und dauern kann, doch einen wichtigen Unterschied gibt zwischen gewöhnlichen Ausstellungen und Tierausstellungen. Letztere sind und müssen notgedrungen kürzer sein. Denn eine wichtige grundsätzliche Feststellung ist, dass Ausstellungen um zu Aussagen zu kommen notwendig verkürzen und komprimieren müssen.
Im Falle von Tieren bedeutet das, dass nur die individuellen Tiere selbst gezeigt werden, nicht aber z.B. darüber hinaus klar wird, welche Voraussetzungen man für die Haltung und Zucht der betreffenden Art benötigt, wie die adäquate Unterbringung aussieht oder aus welchen Komponenten die Ernährung zusammengesetzt ist. Dies alles erfährt man nicht, jedenfalls nicht explizit indem man nur die auf der Ausstellung präsentierten Tiere betrachtet. Warum gibt es dann aber überhaupt Tierausstellungen? Es müssen hierbei grundsätzlich drei Arten von Tierausstellungen unterschieden werden:
solche Ausstellungen, die sich (im weitesten Sinne) mit Nutztieren beschäftigen und auf diesen dann nach verschiedenen Kriterien anhand festgelegter Standards bewertet werden. Diese Ausstellungen dienen dazu, den Stand einer Haustierrasse bezüglich verschiedener (Leistungs-) Kriterien auf nationaler oder auch internationaler Ebene abzugleichen und Zuchtziele festzulegen.
Ausstellungen, welche sich mit Tieren auseinandersetzen, die nicht (auch) als menschliche Nahrung dienen und auf denen dann diese Ziervögel, Zierfische etc. ebenfalls nach verbindlichen Standards bewertet werden (allerdings in der Regel dann ausschließlich auf äußere Merkmale begrenzt).
Schließlich sei noch eine Ausstellungsvariante genannt, die sich zunehmender Beliebtheit erfreut und vermehrt die reine Bewertungsschau von in unserem Fall Sittichen und anderen Vögeln ablöst: die Präsentation von Vögeln in Großkäfigen und Volieren. Im Gegensatz zu den Bewertungsschauen des alten Typs werden hier nicht lange Käfigreihen mit einzelnen Individuen dem Besucher gezeigt. Die Idee ist vielmehr, Vogelarten in einer Umgebung zu zeigen, die es den Tieren ermöglicht, so weit wie möglich ihre natürlichen Verhaltensweisen auszuleben.
Der eklatanteste Unterschied zu reinen Bewertungsschauen ist schon genannt: die Größe der Behältnisse, in welchen die Tiere die Ausstellungsdauer über verweilen. Die „klassische“ Vogelausstellung sieht, wie schon angedeutet nämlich anders aus: meist gut züchtende und deshalb bald domestizierte Arten, allen voran Wellensittiche, Kanarienvögel, Zebrafinken und Japanische Mövchen, später auch Nymphensittiche und verschiedene Agapornisarten wurden, dem Vorbild von Geflügelausstellungen folgend, in Einzelkäfigen ausgestellt und nach entsprechenden Standards von sogenannten Preisrichtern bewertet.
Dabei gibt es für jede Vogelart und jede Mutation genau festgelegte Punkte, die ein Vogel erfüllen muss, um möglichst nahe an die Idealvorgabe des Standards und damit das vorgegebene Zuchtziel heranzukommen. Je mehr ein Vogel den jeweiligen Vorgaben entspricht, desto besser ist die Bewertung, die er erhält. Um diese Bewertung ordentlich durchführen zu können, muss der Vogel natürlich detailliert betrachtet werden können. Da dies in Volieren nicht möglich ist, werden die Tiere während der Ausstellung (meist also während eines Wochenendes) in sogenannten Ausstellungskäfigen untergebracht. Der Vorteil dieser Käfige ist, dass die Vögel für die kurze Zeit von gut zwei Tagen ausreichend Bewegungsraum haben, aber doch nicht soviel Platz, dass ein panisches Herumflattern mit den einhergehenden Verletzungsmöglichkeiten gegeben wäre. Eine so kurzzeitige Unterbringung in einem Käfig macht den Tieren meist nichts aus, zumal die meisten Züchter ihre Tiere in einem aufwendigen Training an den Aufenthalt im Käfig gewöhnen. Für jede Vogelgröße gibt es auch eine entsprechende Käfiggröße.
Auch als Transportmöglichkeit unabhängig vom Ausstellungsgeschehen sind diese Käfige gut geeignet aus den schon genannten Vorteilen. Ein Nachteil wiederum dieses Ausstellungskonzeptes, die Tiere in Einzelkäfigen einer Bewertung zu unterziehen ist dagegen die Wirkung auf (vor allem weniger fachkundige) Besucher. Es ist häufig schlicht langweilig 50 oder mehr beinahe gleich aussehende Wellensittiche oder Rosenköpfchen in einer langen Regalreihe nebeneinander stehen zu sehen. Nicht nur aber auch deshalb setzt sich immer mehr die Idee der Volierenpräsentation durch. Veranstaltungen wie jene in Papageienausstellung in Achern oder auch die Ornithea in Köln haben dieses Konzept perfektioniert. Der zugrunde liegende Gedanke ist einfach: es ist sowohl für fachlich versierte Besucher wie auch vor allem für Familien mit Kindern um ein vielfaches interessanter und kurzweiliger, statt einer Käfigreihe mit einzeln untergebrachten Wellensittichen, eine Voliere mit einem bunt gemischten Schwarm Wellensittiche beobachten zu können. Die Tiere können hier viele Facetten ihres umfangreichen Verhaltensrepertoires zeigen und tragen dazu bei, dass vor allem Kinder ein authentisches Erlebnis haben und sehen, wie sich Vögel verhalten. Was für Wellensittiche gilt, gilt für andere Vogelarten uneingeschränkt ebenso.
Auch kann man in einer solchen ‚Volierenschau’ eine viel größere Anzahl von Vogelarten adäquat unterbringen und so den Besuchern nachhaltigere und tiefere Einblicke in die Vogelwelt geben. Viele Ausstellungen dieser Art sind zwischenzeitlich so aufwendig gestaltet, dass sogar Wasserfälle und Teiche Eingang in die Gestaltung finden. Ein besonderes Highlight für Jung und Alt ist eine begehbare Voliere, welche zumindest die Ornithea auch regelmäßig anbietet. Hier kann man die Tiere ohne das sonst trennende Gitter hautnah aus der Nähe beobachten. Besonders für Kinder ist das eine wichtige Erfahrung. Verstärkt wird dies noch, wenn die Voliere mit zahmen Tieren besetzt ist (Loris, Kakadus oder andere Arten), welche dann häufig die Besucher als Sitzplätze benutzen und oft auch mit speziellen Futtermischungen gefüttert werden dürfen. Grundsätzlich lässt sich also als Tendenz festhalten, dass der alte Ausstellungstyp der Bewertungsschau zwar nach wie vor vorhanden ist und durchgeführt wird, es aber einen zunehmenden Richtungswandel hin zur naturnahen Präsentationsschau gibt.
Die Vorteile von letzterer liegen auf der Hand: mehr Vogelarten können auf für Mensch und Tier stressfreie Art gezeigt werden, das natürliche Verhalten kann ausgelebt und beobachtet werden so dass insgesamt der edukative Wert vor allem für Kinder höher sein dürfte. Auch ist diese Form der Präsentation kurzweiliger und kann auf effektivere Weise mit der Vermittlung von Informationen verknüpft werden.