Irgendwann ist es für fast jeden mal soweit, unser geliebter gefiederter Freund muss zum Tierarzt. Das kann die vielfältigsten Gründe haben. Krankheit, Geschlechtsbestimmung, Federrupfen oder auch einfach nur ein Gesundheits-Chekup.
Viele Vogelhalter haben ihre erste Begegnung mit dem Tierarzt, wenn der Vogel krank ist. Dies ist meist eine Notsituation, in der es aufgrund des schnellen Stoffwechsels bei Vögeln oftmals auf jede Minute ankommt. Solche dramatischen Momente ließen sich häufig vermeiden, wenn nicht bei vielen Haltern die Angst oder Unsicherheit vor einem Tierarztbesuch verhindern würden, den Vogel vielleicht schon nach dem Kauf vorsorglich untersuchen zu lassen. Positiver Nebeneffekt dabei ist, das man direkt eine Geschlechtsbestimmung machen lassen kann, die einem bei einer möglichen Verpaarung viele Unannehmlichkeiten ersparen kann.
Am Beispiel einer großen Untersuchung wollen wir in diesem Artikel versuchen, die Angst vor einem Tierarztbesuch etwas zu nehmen. Die Bilder für diesen Artikel sind entstanden mit freundlicher Genehmigung und Unterstützung durch Herrn Dr. Ferdy Van der Sanden, Lanaken, Belgien, einem Spezialisten für Papageien und Sittiche!
Das wichtigste vorab: Ruhe bewahren!
Egal, ob es sich um eine Routine- oder Vorsorgeuntersuchung handelt, bleiben sie ruhig! Ihr Vogel spürt ihre Nervosität und reagiert dementsprechend verängstigt, eingeschüchtert oder sogar panisch. Reden sie ihrem Vogel gut zu, versuchen sie, Souveränität auszustrahlen, umso einfacher wird es für alle.
Zum Transport eignet sich am besten entweder eine selbstgebaute Transportkiste oder eine im Zoohandel erhältliche Transportbox für Katzen. Wenn diese mit wenig Aufwand noch mit einer quer verlaufenden Sitzstange im unteren Bereich versehen wird, hat der Vogel auch während des Transports genügend Halt. Legen sie den Boden der Box mit Küchenkrepp aus, anfallender Kot verschmutzt so nicht die Box und steht vor allem sauber dem Tierarzt für eine eventuell notwendige Kotuntersuchung zur Verfügung.
Achten sie darauf, das der Vogel zugfrei transportiert wird, vor allem während der Rückreise kann der Organismus durch die Narkose noch leicht geschwächt und anfälliger für eine Erkältung sein.
Die Wahl des richtigen Tierarztes ist ein weiteres heikles Thema. Natürlich sollte sich der Arzt mit Vögeln und hier speziell mit Papageien und Sittichen auskennen. Im Internet findet man gute Verweise auf Tierärzte in der Nähe, die sich auf Papageien spezialisiert haben. Anhand einer solchen Liste kann man sicher einen Arzt ausmachen, der maximal eine Stunde Fahrtzeit entfernt ist. Autofahren kann Stress fürs Tier bedeuten, sie sollten also nur in größter Not eine weitere Anfahrt in Kauf nehmen.
Wenn es sich um eine größere Untersuchung handelt, kann ein Termin auch durchaus außerhalb der normalen Sprechstunden liegen. Dadurch ist mehr Zeit da, um sich voll auf sie und ihr Anliegen zu konzentrieren.
Einmal beim Tierarzt angekommen, sollten sie die Entnahme des Vogels aus der Box auch ihm überlassen. Der routinierte Arzt weiß genau, wie er den Vogel zu greifen hat, ohne ihn zu verletzen.
Bei der optischen Voruntersuchung wird er ihnen Fragen zum Verhalten des Vogels und Futtergewohnheiten stellen. Sie sollten diese Fragen gewissenhaft beantworten, denn nur so kann der Arzt sich ein genaues Bild machen und ihnen vielleicht auch Vorschläge für eine Verbesserung der Haltung machen.
Wenn ihre Nerven stark genug sind, bleiben sie bei der nachfolgenden Untersuchung ruhig dabei, bei vielen Tierärzten ist das möglich. Sollten sie aber lieber draußen warten wollen, können sie das natürlich auch gern tun, ohne sich um ihren Vogel Sorgen machen zu müssen.
Der Tierarzt wird ihrem Vogel jetzt eine leichte Narkose (meist mit Lachgas) verabreichen, die in der Regel nach Beendigung innerhalb weniger Minuten abklingt. Nach ca. 10 Minuten wird ihr gefiederter Freund wieder putzmunter in seiner Box sitzen.
Die Narkose ist für die Untersuchungen notwendig. Dem Vogel werden hierbei Abstriche aus dem Rachenraum und der Kloake entnommen. Diese Abstriche werden dann später auf Parasiten und Unregelmäßigkeiten des Verdauungstraktes und der Nieren sowie auf etwaigen Pilzbefall in Lunge und Luftröhren untersucht.
Der nächste Schritt ist die Endoskopie des Vogels. Hierzu wird in der Bauchgegend ein sehr kleiner Schnitt gemacht, durch den das Endoskop eingeführt werden kann.
Bei der Endoskopie können verschiedene Untersuchungen durchgeführt werden. Einerseits wird hierbei das Geschlecht des Vogels bestimmt (der Tierarzt kann sowohl das Geschlecht des Tieres als auch den Zustand der Geschlechtsorgane beurteilen, was für spätere Zuchtvorhaben eventuell wichtig sein könnte), zusätzlich können hierbei die inneren Organe wie Leber, Nieren und die Luftsäcke genauer begutachtet werden.
Nach der Endoskopie wird der kleine Schnitt über einen Gewebekleber wieder verschlossen und verheilt innerhalb kürzester Zeit.
Wenn sie sich vor der Untersuchung noch für die Implantation eines Mikrochips entschieden haben, der einen Fußring ersetzen kann, wird dieser jetzt mit einer Kanüle unter der Haut im Brustbereich eingesetzt.
Danach wird die Narkose beendet, der Tierarzt überwacht jetzt das Aufwachen unseres kleinen Lieblings, vor allem Herzschlag und Atmung werden permanent kontrolliert.
Wenn alles reibungslos verläuft, und das ist die Regel, kann der Vogel jetzt wieder zurück in die Box. Zuerst wird er noch etwas wacklig auf den Beinen sein, aber das legt sich nach wenigen Minuten und spätestens auf der Rückfahrt wird ihr Vogel wieder ganz der Alte sein.
Wir hoffen, mit dieser Schilderung etwas dazu beigetragen zu haben, den Tierarztbesuch nicht nur als ein notwendiges Übel im Ernstfall zu sehen.
Eine frühzeitige Untersuchung kann helfen, Probleme schon im Vorfeld zu erkennen und zu behandeln. Und wenn sich beim Tierarzt rausstellt, das der Vogel kerngesund ist, umso besser für ein langes und glückliches Vogelleben!
Wir danken nochmals Herrn Dr. Van der Sanden und seinem Team für die freundliche Unterstützung, sowie Frau Sabine Timmler (www.bildraum-fotostudios.de) für die freundliche Überlassung der Bilder.