| Inhatsverzeichnis - Ausgabe
48 |
| 1. Liebe Mitglieder und Freunde | 2. Adipositas bei Papageien! | 3. Der Pflaumenkopfsittich | 4. Vogeltransport, gut vorbereitet - wenig Stress |
Vogeltransport, gut vorbereitet- wenig Stress
So gern wir Menschen uns „selbst transportieren“, um schnell und bequem von einem Ort zum anderen zu gelangen, so unangenehm können Ortsveränderungen und vor allem die damit einhergehenden Transportprozesse für unsere Haustiere sein. Kann man Hunde noch recht gut daran gewöhnen, Auto zu fahren, so gestaltet sich das ganze Prozedere bei unseren Vögeln meist etwas schwieriger. Papageien und Sittiche sind sensible und oft auch schreckhafte Tiere, die sich nur in seltenen Fällen freiwillig zu einem Transport „überreden“ lassen. Dies ist z.B. dann der Fall, wenn die Tiere völlig zahm sind und schon als Jungvögel das Transportiertwerden als nicht gefährlichen Vorgang kennen lernen konnten und sich daran gewöhnten. Für alle anderen Individuen sind Transporte mit teils erheblichem Stress verbunden, so dass man bestrebt sein sollte, die Tiere so selten wie möglich zu transportieren und dann, wenn es unvermeidlich ist, das Transportgeschehen schnell und professionell zu bewerkstelligen. Zu diesen unvermeidlichen Transporten gehört natürlich insbesondere der Besuch beim Tierarzt, sowohl in Notfallsituationen als auch zu Routineuntersuchungen. Selbstverständlich sollte man Transporte auch möglichst kurz halten, weswegen es im Falle eines Tierarztbesuchs günstig ist, eine möglichst nah gelegene Praxis aufzusuchen. Gerade aber bei Papageien gestaltet sich genau das häufig als schwierig, da es nur relativ wenige Fachtierärzte für Vögel gibt. Handelt es sich nur um eine Kleinigkeit und keinen schwierigen Eingriff, mag man sich noch für den Allgemeinveterinär in der Nachbarschaft mit gutem Gewissen entscheiden können. Bei ernsthaften Erkrankungen und/oder Eingriffen, die beispielsweise eine Endoskopie erfordern, ist man aber gut beraten, den längeren Transportweg in Kauf zu nehmen, und seinen Vogel einem Spezialisten vorzustellen. Umso mehr muss in solchen Fällen dann ein gut durchdachter Transport erfolgen, um nicht mehr Stress, als ohnehin unvermeidlich ist, zu verursachen.
Der Transport beginnt eigentlich schon mit dem Fangen des Tieres. Papageien haben eine ausgeprägte Scheu vor allem Dunklen, da sich in der Natur Fressfeinde wie Schlangen bevorzugt u.a. in Baumhöhlen verstecken. Das bedeutet, dass so gut wie kein Vogel von selbst eine dunkle Transportbox aufsuchen wird, so dass ein gewisses Maß an Zwang unumgänglich ist. Denn genau diese dunklen Tarnsportboxen sind bestens für schonende Vogeltransporte geeignet, was gleich deutlich werden soll. Geht man daran, das Tier einzufangen – einer der stressigsten und aufregendsten Momente des gesamten Transports, wodurch übrigens fraglich ist, ob die DNA-Analyse, bei der die Vögel auch gefangen werden müssen, um frische Federn zu entnehmen, wirklich so viel schonender ist als die Endoskopie mit ihren zusätzlichen Vorteilen - , so sollte man zwar behutsam und vorsichtig sein, dennoch aber das anstrengende Einfangen nicht durch übermäßiges Zögern unnötig verlängern.
Befindet sich der Vogel im Fangnetz oder auch – bei zahmen Tieren – im Handtuch, so ist er unverzüglich und ohne Umschweife in die Transportbox zu verbringen. Bei handzahmen Tieren kann es sinnvoll sein, den Vogel von einer fremden Person mit Erfahrung fangen zu lassen, damit der Vogel das Gefangenwerden nicht mit seiner Bezugsperson verbindet. Umgekehrt gibt es aber auch zahme Vögel, die sich von ihrem Halter (und nur von ihm) anstandslos in die Transportbox befördern lassen. Hier ist eine jeweils individuelle Entscheidung angebracht.
Befindet sich der Vogel nun im Transportbehälter, sollte unbedingt sofort mit dem eigentlichen Transport begonnen werden. Die Frage nach der Versorgung des Vogels während des Transports muss ebenfalls je nach Situation beantwortet werden. Das Anbieten von Wasser entfällt meistens, da das Wasser aus dem Napf schwappen würde und sowohl Tier als auch Box nass würden. Kann man – z.B. an heißen Sommertagen – dennoch nicht darauf verzichten, den Vogel kürzere Zeit ohne Flüssigkeit zu lassen, so bieten sich Obst- und Gemüsestücke als Ersatz für Wasser an. Trockenfutter und/oder besondere Leckerbissen (z.B. Kolbenhirse oder unverpilzte Nüsse) können natürlich problemlos – auch für nur kürzere Wege – gereicht werden.
Aber Vorsicht: Es gibt Untersuchungen beim Tierarzt, für deren erfolgreiche Durchführung es unbedingt erforderlich ist, dass der Vogel nüchtern ist, d.h. einige Zeit vorher keinerlei Nahrung aufgenommen hat. (Im Zweifelsfall sollte einen Tag vor dem Termin Rücksprache mit dem Tierarzt gehalten werden.) In solchen Fällen ist auch eine Versorgung während des Transports selbstverständlich zu unterlasen. Freilich kann dann aber auf dem Rückweg Futter angeboten werden.
Worin, d.h. in welchen Behältnissen sollte ein Vogeltransport aber überhaupt erfolgen, um möglichst stressfrei abzulaufen? Grundsätzlich gilt, dass der Vogel während des Transports so wenig wie möglich von seiner Umgebung mitbekommen sollte. Sind viele verschiedene Reize im Alltag des Vogels zu begrüßen, damit Langeweile verhindert wird, so ist die Situation beim Transport genau umgekehrt, eben so reizarm wie möglich zu gestalten. Der Transport selbst bedeutet Stress genug, weitere ungewohnte Einflüsse von außen könnten dann leicht zu Panikattacken und somit zu einem noch deutlich höheren Stresspegel führen. Für kleinere Vögel (Wellensittiche, Großsittiche, Agaporniden etc.) sind handelsübliche Ausstellungskäfige entsprechender Größe gut geeignet. Diese sind an drei Seiten sowie von oben geschlossen, nur die Vorderseite ist vergittert.
Diese Vorderseite kann dann mit einem Handtuch verdeckt werden, so dass der Vogel keinerlei Einflüsse von außen erhält und der Käfig darüber hinaus etwas abgedunkelt wird, beides wichtige Aspekte, um den Vogel ruhig zu stellen, da Papageien im Dunkeln nicht sehen können, deshalb entsprechend ruhig bleiben und somit Verletzungen durch heftige Bewegungen vermieden werden
Ein weiterer relevanter Punkt, der hier ebenfalls erfüllt ist, ist die Tatsache, dass es dem Vogel nicht ermöglicht wird zu fliegen. Das ist deshalb von großer Bedeutung, da das Fliegen während des Transports eine enorme Verletzungsgefahr darstellt. Daher sollten die Transportbehälter generell so eng sein, dass ein Fliegen und möglichst auch Flattern für den Vogel nicht möglich ist. Im Idealfall sollte das Tier während des Transports seine Flügel nicht ausbreiten können und gezwungen sein, möglichst still zu sitzen, da so Verletzungen aller Art am sichersten ausgeschlossen werden können.
Erfüllen für kleinere Arten die genannten Ausstellungskäfige alle wichtigen Voraussetzungen für schonende Transporte, so braucht man für Großpapageien eine entsprechende Alternative. Hier sind die ebenfalls gut im Handel erhältlichen Transportboxen für Hunde und Katzen sehr geeignet. Diese sind ebenfalls abgedunkelt, das Einsetzen und Entnehmen der Tiere ist durch die große Öffnungsklappe gut möglich. Außerdem erhalten die Tiere genug Frischluft und sind dennoch ausreichend gegen Zugluft geschützt. Diese Katzentransportboxen besitzen aber noch eine weitere wichtige Voraussetzung für den Transport von Großpapageien: Sie sind massiv genug, um nicht sofort von den Schnäbeln der Tiere zerlegt zu werden, bzw. durch ihre glatte Oberfläche bieten sie den Vögeln – anders als bei rauen Holzboxen – keinen Ansatzpunkt zum Nagen.
Weiter ist bei jedem Transport zu beachten, dass der Vogel weder Zugluft noch praller Sonne ausgesetzt ist. Die Temperatur während des Transports sollte ungefähr der Temperatur entsprechen, die der Vogel zum jeweiligen Zeitpunkt gewöhnt ist. Vögel aus einer zwanzig Grad warmen Wohnung z.B. sollte man also bei Schneefall nicht zu Fuß zum nächsten Tierarzt bringen. Im schlimmsten Fall tödliche Erkrankungen können die Folge sein. Wenn möglich sollte man außerdem auf das aktuelle Wetter Rücksicht nehmen und Tiere im Hochsommer nicht in der heißesten Mittagszeit fangen und transportieren.
Zuletzt ist noch unbedingt zu beachten, dass jedes Individuum einzeln zu transportieren ist. Selbst langjährig harmonisch zusammenlebende Paarpartner können sich unter der Enge von Transportboxen und dem Stress gegenseitig verletzen.
Werden diese grundlegenden Rahmenbedingungen für das Transportieren von Papageien und Sittichen beachtet, verkraften die meisten Vögel gelegentliche Transporte gut und kommen somit wieder wohlbehalten zu Hause an.
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