Papageienhilfe Aachen e.V.
48. Ausgabe 1/07
Für Freunde und Mitglieder

Papageienhilfe Aachen e.V.

| Inhatsverzeichnis - Ausgabe 48 |
| 1. Liebe Mitglieder und Freunde | 2. Adipositas bei Papageien! | 3. Der Pflaumenkopfsittich | 4. Vogeltransport, gut vorbereitet - wenig Stress |

Der Pflaumenkopfsittich

Der PflaumenkopfsittichDie Vertreter der Gattung Psittacula sind seit jeher beliebte Volierenvögel. Ihren deutschen Namen Edelsittiche finde ich sehr zutreffend; nur wenige andere Papageien besitzen bei artgerechter Haltung ein so makelloses Gefieder in leuchtenden Farben wie diese Vögel.

Schon im Altertum wurden Edelsittiche in Asien und Europa als Einzeltiere in zum Teil prunkvollen Käfigen gehalten. Meist waren es große Alexandersittiche (P.eupatria) und afrikanische oder asiatische Halsbandsittiche (P. krameri).

Haltung und Unterbringung

Mein erstes Paar Pflaumenkopfsittiche erwarb ich als einjährige Jungtiere. Zu diesem Zeitpunkt zeigten sich für mich keinerlei Unterschiede in Gestalt oder Färbung, die einen Rückschluss auf das Geschlecht zuließen. Die Tiere bezogen eine Außenvoliere von 2,5m x 1,0 m x 2,2 m (L x B x H) mit anschließendem Schutzhaus. Der Innenraum wurde im Winter frostfrei gehalten. Die beiden Pflaumenkopfsittiche konnten jeden Tag die Außenvoliere aufsuchen, außer bei strengem Frost unter -10 ° C.

Die relativ kalte Überwinterung wirkt sich meiner Meinung nach nicht nachteilig auf die Kondition der Tiere aus, wobei natürlich eine längere Eingewöhnung und die Ernährung eine wichtige Rolle spielen. Auch kann man mit dieser Haltung einen frühzeitigen Brutbeginn verhindern, da in unseren Breiten (Mittelgebirgslage ca. 500 m ü. NN) starke Nachtfröste noch bis Ende April auftreten. Bei Importvögeln oder Nachzuchttieren aus Winterbruten kann es aber zu Problemen bei der Zucht kommen. Hier lässt sich die „innere Uhr“ nicht so leicht verstellen. Bei kalter Überwinterung sollten die Tiere aber immer einen Innenraum aufsuchen können, der eine Temperatur von mindestens +1 bis 2° C aufweist. Alle Edelsittiche besitzen im Vergleich zu den australischen Plattschweifsittichen sehr fleischige Zehen. Dadurch kommt es schneller zu Erfrierungen, die im Extremfall zum Verlust der Zehen führen. Die Tiere beißen sich dabei wahrscheinlich die unangenehm juckenden Gliedmaßen selbst ab. Deshalb sollten Experimente nach dem Motto „Wie viel hält er wohl aus ?“ von vornherein unterbleiben. Eine Überwinterung ohne beheizbares Schutzhaus fällt in unseren Breiten unter Tierquälerei.

Winterwetter mit einer mehrwöchigen Wärmeperiode kann den Beginn der Brut stark vorverlegen. In einem solchen Fall kann mittels kargerer Fütterung und verkürzter Beleuchtung (ca. zehn Stunden) eine Brutverzögerung erreicht werden. Ältere Zuchtpaare lassen sich aber irgendwann nicht mehr bremsen. Auch benötigen die meisten asiatischen Sittiche viel weniger Zeit, um in Brutstimmung zu kommen, als zum Beispiel gleich große australische Sittiche.

Da die Pflaumenkopfsittiche im Gegensatz zu den größeren Mitgliedern ihrer Gattung sehr wenig nagen, reichen Holzvolieren mit normaler Drahtbespannung aus. Im Frühjahr befestige ich auf den Sitzstangen verrottete Wurzelstöcke von Nadelbäumen, welche mit großer Begeisterung ausgehöhlt werden.

Pflaumenkopfsittiche können außerhalb der Brutzeit ohne Probleme mit Sittichen und größeren Prachtfinken vergesellschaftet werden. Die Mitbewohner sollten nur nicht zu aufdringlich sein (wie beispielsweise eine größere Anzahl von Wellensittichen), da die Pflaumenkopfsittiche sonst als Erste darunter leiden würden. Auch können mehrere Pflaumenkopfsittiche in größeren Unterkünften zusammen gehalten werden, solange die Geschlechtsreife noch nicht erreicht ist. So gesehen ist der Pflaumenkopfsittich nicht nur Züchtern, sondern auch jedem Vogelhalter zu empfehlen, der lediglich Freude an einem bunten Schwarm verschiedener Vögel in einer Voliere hat.

Obwohl sich die Pflaumenkopfsittiche wenig am Boden aufhalten, sollte der Kot mindestens einmal im Jahr auf Wurmeier untersucht werden. Gegebenenfalls wird außerhalb der Zuchtperiode eine Wurmkur durchgeführt.

Ernährung

Das Grundfutter besteht ganzjährig aus einer Agapornidenfuttermischung mit viel Hirse, aber wenig Sonnenblumenkernen und Hafer. Im Winter wird bei niedrigen Temperaturen der Anteil an Sonnenblumenkernen auf ungefähr 40 % erhöht. Während der Zuchtperiode gebe ich außerdem trockene oder gekeimte Kolbenhirse. Von Anfang April bis Ende Oktober lasse ich einen Teil des Trockenfutters ankeimen. Dem täglich frisch gereichten Keimfutter werden im Wechsel Eifutter, Blütenpllen, Traubenzucker, Futterkalk und Futterhefe beigefügt. Diese Mischung wird mit geriebenen Äpfeln oder Möhren angefeuchtet, so dass eine krümelige Masse entsteht. Obst wie Johannisbeeren, Kirschen, Weintrauben, Erdbeeren und Birnen, wird mit unterschiedlicher Begeisterung angenommen, wobei süßes Obst vorgezogen wird. Frische Vogelbeeren und die Beeren des Schwarzen Holunders werden gern verzehrt. Grünfutter wie Vogelmiere, Löwenzahn sowie die Samenstände von Hirtentäschel, Beifuß und Krausem Ampfer wird je nach Jahreszeit gegeben. Frische Äste von ungespritzten Obstgehölzen mit möglichst vielen Knospen runden den Speiseplan ab.

Gerade ausgeflogene Pflaumenkopfsittiche besitzen eine nahezu grüne Kopffärbung. Diese dunkelt in den folgenden Monaten nach, und mit einem dreiviertel Jahr ist der Kopf vollständig grau wie beim ausgefärbtren Weibchen. Bevor diese Färbung erreicht ist, haben junge Weibchen schon ein ausgeprägtes gelbes Halsband von etwa 5 mm Breite. Bei jungen Männchen fehlt dieses Band. Nach Abschluss der Jugendmauser hat sich auch beim Männchen das gelbe Halsband gebildet, und eine Unterscheidung der Geschlechter ist nur noch schwer möglich. Junge Männchen beginnen im Alter von neun Monaten mit ersten Gesangsübungen. Ein erster sicherer Unterschied ist der sich bildende rote Schulterfleck im Alter von zwölf bis 24 Monaten. Gleichzeitig färbt sich der Schnabel beim Männchen orange. Die arttypische Kopffärbung zeigt sich erst mit zweieinhalb bis drei Jahren. Das Weibchen verändert seine Gefiederfärbung nach dem ersten Lebensjahr nur noch geringfügig. Die Länge der mittleren Schwanzfedern bildet meiner Meinung nach kein sicheres Unterscheidungsmerkmal. Am leichtesten erkennt man den Unterschied wie immer bei Nestgeschwistern im Alter von drei bis sechs Monaten. Ob sich meine Beobachtungen verallgemeinern lassen, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, da mir jetzt nur etwas 15 junge Pflaumenkopfsittiche zur längeren Beobachtung zur Verfügung standen.

Schlussbetrachtung

Der Pflaumenkopfsittich ist für den fortgeschrittenen Züchter und Liebhaber sicher eine ideale Besetzung für eine Einzel- oder auch Gemeinschaftsvoliere. Sein apartes Aussehen lässt ihn schnell zum Blickfang werden. Seine Verträglichkeit mit vielen Vögeln kann zur Gruppenhaltung außerhalb der Brutzeit genutzt werden. Die Zucht klappt sicher nur bei völlig harmonisierenden Paaren auf Anhieb. Ansonsten sind hier Einfühlungsvermögen und Ideenreichtum des Züchters gefragt.

Wie bei den anderen Edelsittichen auch, gibt es schon Farbmutationen. Schon länger sind Lutinos (auch in der Wildbahn), gescheckte und zimtfarbene Pflaumenkopfsittiche bekannt. Sie sind aber im Vergleich zu den Mutationsformen des Halsbandsittichs (P. krameri manillensis) sehr viel seltener anzutreffen und wie immer Geschmackssache.

Quelle:" Papageien Jahrgang 2001"

 

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