| Inhatsverzeichnis - Ausgabe
43 |
| 1. Liebe
Mitglieder und Freunde | 2. Ein neues Zuhause für Blacky | 3. Grit,
ein wichtiger Bestandteil der Ernährung |
Grit,
ein wichtiger Bestandteil im Zusammenhang mit der Ernährung
des Vogels
Um die Notwendigkeit der Fütterung von Grit zu verstehen,
soll zunächst ein kurzer Überblick über die Verdauungsorgane
eines Papageis gegeben werden. Hierzu gehören die Abschnitte:
Schnabel, Speiseröhre, Kropf, Vormagen bzw. Drüsenmagen,
Muskelmagen bzw. Kaumagen, Dünn- und Dickdarm, Kloake, Leber
und Bauchspeicheldrüse. Beschränken möchte ich mich
hier auf den oberen Abschnitt des Verdauungssystems bis zum Muskelmagen.
Dieses Organsystem unterscheidet sich in vielen Teilen vom Verdauungstrakt
der Säugetiere. Schon der oberste Teil, nämlich der Schnabel
ist charakteristisch. Er dient der Nahrungsaufnahme und der Auswahl
von Nahrungsteilen. Hier spielt auch die Zunge eine wichtige Rolle.
Für Papageien ist der Krummschnabel kennzeichnend, der dem
Schälen von Körnern oder dem Knacken von Nüssen
dient. Am Schnabelgrund, im Rachenraum und auf der Zunge befinden
sich Tastkörperchen. Diese liefern den Vögeln wichtige
Informationen über die Form und die Oberflächenbeschaffenheit
des Futters. Die am Zungengrund befindlichen Geschmacksknospen
sind zwar in geringerer Form vorhanden als beim Säugetier,
aber vor allem bei Papageien konnte man nachweisen, dass manche
Nahrungsmittel neben Farbe und Form aufgrund des Geschmacks bevorzugt
werden. (Quinten, S.13)
Der Kropf ist grundsätzlich nichts
anderes als eine sackartige Erweiterung der Speiseröhre. Er
dient als Futterbehälter
und zur Aufbereitung des Futters für die Verdauung. Hier wird
die Nahrung gesammelt und aufgeweicht. Außerdem wird die
Verdauung von Kohlehydraten durch das Ferment Amylase aus dem Speichel
eingeleitet. (Quinten, S.14) Bei der Aufzucht der Nestlinge erfüllt
der Kropf eine Sonderfunktion, indem die Brut aus diesem Futterspeicher
Nahrung erhält. (Aeckerlein, Steinmetz, S.22) Die Verweildauer
des Futters im Kropf ist einerseits vom Füllungsgrad des übrigen
Verdauungssystems abhängig und andererseits von der Konsistenz
der Nahrung. Allgemein gilt, dass weiches Futter schneller in den
Magen gelangt. (Aeckerlein, S.12)
Eine Besonderheit des Vogelmagens
ist, dass er aus zwei Teilen besteht. Im Drüsenmagen erfolgt
eine chemische Vorbehandlung des Futters, im Muskelmagen wird das
Futter mechanisch zerkleinert.
dem Muskelmagen vorgelagert. Hier sind Drüsen eingelagert,
die sowohl Magensäure als auch Verdauungsenzyme produzieren.
Bei Körnerfressern ist der Drüsenmagen klein und wenig
dehnbar. Der Muskelmagen ist dagegen besonders ausgeprägt. Hier
wird das Futter durch rhythmische Bewegungen der starken Wandmuskulatur
zerrieben. Wichtig zur Unterstützung dieses Mahlvorgangs ist
die Aufnahme von kleinen Steinchen. (Quinten, S.14) Hierzu ändern
die Vögel ihre sonstigen Verhaltensweisen der Nahrungssuche.
Sie picken am Boden, um entsprechende unverdauliche Bestandteile
aufzunehmen. Diese Steinchen dienen als „Zahnersatz“,
d.h. sie helfen bei der Zerkleinerung der Nahrung im Muskelmagen.
Fehlen sie, so wird das Futter schlechter verdaut und ausgenutzt.
(Aeckerlein, Steinmetz, S. 23) Dabei variieren die aufgenommenen
Magensteinchen, auch Grit genannt, in ihrer Größe von
Vogelart zu Vogelart. Bei kleineren Vogelarten sind sie feiner als
bei Großpapageien. Magensteinchen verbleiben nur einige Zeit
im Muskelmagen, da sie nach und nach abgeschliffen und schließlich
ausgeschieden werden. Aus diesem Grund müssen sie immer wieder
ersetzt werden.
Ein chronischer Gritmangel führt früher
oder später
zu Verdauungs- und Resorptionsstörungen. Da ein großer
Teil des Futters nicht zerrieben wird, kann die Nahrung nicht ausreichend
vom Körper aufgenommen werden. Wertvolle Nährstoffe werden
stattdessen über den Darm ausgeschieden. Außerdem kommt
es zu einer Erweiterung des Drüsenmagens (Drüsenmagendilatation).
Die Muskeln des Magens erschlaffen. Symptome dieser Magenerweiterung
sind Durchfall und unverdaute Körner im Kot der Tiere . Schließlich
kann diese zunächst harmlos erscheinende Durchfallerkrankung
schnell lebensbedrohlich werden. Es entstehen Mangelerscheinungen,
der Papagei verliert an Gewicht und ist abwehrgeschwächt.
Dann hat der geringste Stress tödliche Folgen. Letzten Endes
kann der Vogel trotz ständiger Nahrungsaufnahme verhungern!
Haben
Vögel längere Zeit keinen Grit zur Verfügung,
besteht die Möglichkeit, dass sie gierig große Mengen
zu sich nehmen. Das zeigt, wie notwendig er für das Wohlbefinden
der Tiere ist. Jedoch besteht die Gefahr einer Kropfverstopfung,
wenn er sehr schnell und in großen Mengen aufgenommen wird.
Ein weiterer Grund also, Grit regelmäßig anzubieten,
er muss unseren Papageien ständig zur Verfügung stehen.
(Quinten, S.108)
Grit braucht nicht unbedingt dem Futter direkt beigefügt werden,
sondern kann in einer Schale getrennt gereicht oder als Bestandteil
des Sandes, der als Bodengrund dient, vorhanden sein. Auch sind im
Handel Gritsteine in unterschiedlichen Größen erhältlich.
Diese sind jedoch nicht für Tiere geeignet, die diese mit Begeisterung
innerhalb weniger Minuten zerkleinern und auf dem Boden verstreuen.
Es gibt auch Gritmischungen mit Vitaminen, Mineralien, Aminosäuren
und/oder Holzkohle. Bei einer sonst ausgewogenen Ernährung sind
diese teureren Mischungen jedoch nicht unbedingt notwendig, es sei
denn sie werden von Ihrem Papagei eher angenommen, als der herkömmliche
Grit. Letztlich muss der Vogelhalter ausprobieren, welche Darreichungsform
für seinen Papagei die am besten geeignete ist.
Leider muss man feststellen, dass Grit nicht selbstverständlich in jedem
Geschäft, das Futter für Papageien verkauft, im Regal steht. Nahezu
jeder Supermarkt bietet Futter und Leckerbissen für Papageien und Sittiche
an, den so wichtigen Grit findet man aber selten. So ist es nicht verwunderlich,
wenn viele Vogelhalter einfach vergessen ihren gefiederten Freunden die so wichtigen
Magensteinchen anzubieten. Aber gerade wenn in der Voliere Buchenstreu als Bodengrund
genutzt wird, der Sand durch einen Bodenrost im Käfig nicht erreichbar ist
oder sich der Papagei überwiegend außerhalb des Käfigs aufhält,
darf diese „Zusatznahrung“ nicht vergessen werden. Es ist kaum anzunehmen,
dass Ihr Papagei auf dem Teppich Ihres Wohnzimmers in ausreichender Form Grit
vorfindet! Bietet Ihre Zoohandlung oder der Supermarkt um die Ecke, bei dem sie
normalerweise Ihr Futter kaufen, keinen Grit an, so werden Sie in Futtermittelhandlungen
für Tauben fündig. Dieser ist für unsere Papageien ebenso nützlich
wie für Tauben. Auch feiner Aquarienkies ist geeignet. Wer über einen
Internetzugang verfügt, findet sicher diverse Versandhandlungen.
Immer wieder
hört man, dass Papageien keinen Grit aufnehmen, obwohl er ihnen
angeboten wird. Hier ist unser Erfindungsgeist gefragt. Zunächst sollten
die verschieden Formen ausprobiert werden. Nimmt der Papagei, den in einer gesonderten
Schale angebotenen Grit oder den Gritstein nicht an und sortiert er auch die über
das Körnerfutter gegebenen Steinchen aus, so wird er sich aber höchstwahrscheinlich
kaum wehren können, wenn sie beispielsweise der geliebten Banane anhaften
oder unter den ab und zu angebotenen Magerquark gemischt werden.
Trotz allem Erfindungsgeist bezüglich der Fütterung mussten
wir die Erfahrung machen, dass es immer wieder Papageien gibt, die,
wie sich im Röntgenbild zeigte, keinen oder nur geringe Mengen
von Grit im Magen hatten. Ist es hierdurch bereits zu Mangelerscheinungen
und einer Erweiterung des Drüsenmagens gekommen, ist die einzige
Möglichkeit den Papagei zu retten, die Verfütterung von
Pellets. Sie enthalten alle Nährstoffe und liegen bereits in
einer Form vor, die keiner Zerkleinerung mehr bedarf. Pellets sind
relativ teuer und der natürlichen Ernährung unserer Schützlinge
noch ein Stück weiter entfernt. Bei einer bereits bestehenden
Drüsenmagendilatation wurden sie uns vom Tierarzt als einzige
Alternative empfohlen. Die Futterumstellung, insbesondere beim bereits
geschwächten Vogel, ist jedoch nicht immer unproblematisch.
Deswegen bleibt zu hoffen, dass Ihr Papagei ausreichend Grit zu sich
nimmt.
Literatur
Aeckerlein
Aeckerlein, Wolfgang: Die Ernährung des Vogels, 2. Auflage,
Ulmer Verlag, Stuttgart, 1993
Aeckerlein, Steinmetz
Aeckerlein, Wolfgang, Steinmetz, Dietmar: Vögel richtig füttern,
Ulmer Verlag, Stuttgart, 2003
Quinten
Quinten, Doris: Ziervogelkrankheiten, Ulmer Verlag, Stuttgart,
1998
Unverdaute Körner im Kot können auch ein Symptom für andere
Krankheiten wie die Neuropathische Drüsenmagendilatation sein, deswegen
muss in diesem Fall immer ein Tierarzt aufgesucht werden.
|