Papageienhilfe Aachen e.V.
28. Ausgabe 2/01
Für Freunde und Mitglieder

Papageienhilfe Aachen e.V.

| Inhatsverzeichnis - Ausgabe 28 |
| 1. Liebe Mitglieder und Freunde | 2. Ich heiße Rocco | 3. Die neue Kennzeichnungspflicht | 4. Papageien und Sittiche brauchen Raum |

Ich heiße Rocco

Roccobin eine Blaustirnamazone und ein Mädchen von 17 Jahren und sogar eine Nachzucht. Solange meine menschliche Familie zusammen war, ging es mir eigentlich ganz gut. Aber dann kam das Elend, 1995 ging meine Familie auseinander und ich war die Leidtragende. Von nun an saß ich den ganzen Tag allein in meinem Käfig herum. Sicherlich wurde ich versorgt, das war es aber dann auch schon. Zeit hatte keiner mehr für mich und so wurde ich aggressiv. Ich ließ mich nur noch von einem Menschen versorgen, alle anderen ließ ich nicht mehr in meine Nähe.

1998 bekam ich dann ein neues Zuhause. Obwohl mein neuer Mensch mein aggressives Verhalten kannte, nahm er mich. Es hat Wochen gedauert bis ich mich ohne zu hacken versorgen ließ. Mutig war mein neuer Mensch, was wurde nicht alles angestellt, um es mir gutgehen zu lassen. Ich hatte einen viel zu kleinen Käfig, das wurde als erstes geändert, dann mußten Baumstämme her. Mein Mensch hat aus Metall zwei Kleiderständer gekauft und diese dann für meine Stämme zweckentfremdet. Die Stämme waren aus Kork. Jetzt durfte ich aus meinem Käfig heraus, was aber in der ersten Zeit nicht einfach war, denn ich habe immer versucht zu hacken beim Aufmachen des Käfigs, aber mein Mensch war schon vorsichtig.

Was war das ein Spaß, den Kork loszureißen, ich hatte nun Beschäftigung soviel ich wollte. Manchmal bin ich tagelang nicht in meinen Käfig zurückgegangen, nur heimlich zum Fressen. Jede Menge Dreck habe ich gemacht, habe meinen Spaß gehabt.

Im Februar 1999 kam dann ein Beo ins Haus, seine Besitzer wollten ihn nicht mehr, weil er nicht genug reden konnte. Auch dem Beo mußte ein neuer Käfig gekauft werden, er saß in einem Wellensittichkäfig, die Stangen waren viel zu dünn. Der sah vielleicht aus, die Krallen viel zu lang, der Schnabel zu spitz und zu lang, doch das hat sich inzwischen geändert. Der Beo hat sogar ein Schlafhaus und bekommt Spezialfutter.

Im August 1999 kam dann noch ein Graupapagei dazu, der wurde abgegeben weil drei Jahre Papagei genug waren, man wollte jetzt einen großen Hund. Aber was war das denn für ein Vogel, der konnte ja noch nicht mal auf der Stange sitzen und hing nur am Gitter und ausgesehen hat er wie ein gerupftes Huhn. Ich muß schon sagen, mein Mensch hat sich viel Mühe gegeben um das zu ändern. Die Federn sind zwar immer noch nicht ganz da, aber es macht Fortschritte. Wir beide mögen uns nicht besonders, aber mein Mensch paßt schon auf, das da nichts passiert.

Im November 1999 kam dann endlich etwas für mich! Ein fremder Mensch, der Staubsauger verkauft hat uns hier stehen sehen und meinte, sein Papagei wäre den ganzen Tag alleine und er würde ihn herbringen. Natürlich hat mein Mensch das nicht ernst genommen. Als er nach drei Wochen tatsächlich mit dem Vogel auf der Matte stand, haben wir alle dumm geguckt. Es war eine Venezuelaamazone in einem Käfig, da war mein alter noch ein Schloß gegen!

Nicht zu glauben, daß ein Vogel zehn Jahre in so einem Käfig sitzt, der konnte noch nicht mal vernünftig fressen, nicht einmal ein Stück Banane in die Pfote nehmen. Spielzeug hatte der auch nicht, es war sowieso kein Platz dafür in dem kleinen Käfig. Einen Tag hat sich das mein Mensch angeguckt und hat mich dann gefragt:" Rocco, verträgst Du Dich denn auch mit Louis?" Dann hat sie beide Käfige aufgemacht und siehe da, wir vertrugen uns sofort. Louis ist nicht mehr in seinen Käfig zurückgegangen, ich habe ihn mitgenommen in meinen, denn der war größer und hatte auch Spielzeug drin. Aber jetzt ging das Theater los. Aus Angst, daß mein Mensch mir den Louis wieder wegnehmen könnte, habe ich gehackt bei Annäherung an den Käfig. An Saubermachen war gar nicht mehr zu denken, egal, Hauptsache ich bin nicht mehr alleine. Was habe ich für ein Theater gemacht als es meinem Menschen dann doch gelungen ist, Louis aus dem Käfig heraus zu bekommen um mit ihm zum Arzt zu gehen, denn normal hat sich Louis ja doch nicht verhalten - Luft hat er auch nicht bekommen und da mußte sich nun was ändern. So viele Käfige im Wohnzimmer, das sah ja jetzt wohl auch nicht aus. Der Tierarzt stellte fest, daß der Vogel mißhandelt wurde, meinem Menschen lief es kalt den Rücken runter. Leber- und Nierenschäden hatte er, die Leber könnte sich wieder regenerieren, die Nieren nur stabilisieren.

Gemeinsam mit dem Tierarzt wurde nun überlegt, wie wir am besten untergebracht werden könnten, denn mein Käfig war für zwei viel zu klein. So bekamen wir eine Voliere. Bis es soweit war, mußte erst noch renoviert werden, der Teppichboden kam raus und es wurde Laminat gelegt. Mein Mensch war von der ganzen Arbeit fertig. Als wir dann in die Voliere kamen, waren wir alle sehr glücklich. Soviel Platz und soviel Spielzeug und richtige Baumstangen, von alleine gehe ich hier ganz selten raus. Ich schaue mich nur einfach kurz mal um ob alles in Ordnung ist und schnell bin ich wieder in meiner Voliere. Louis geht gar nicht aus der Voliere raus, er ist sehr ängstlich aber nicht so aggressiv wie ich. Wenn Besuch da ist, bekommt er vor lauter Angst keine Luft, ist schon ein armes Tier. Inzwischen kann Louis laufen, er hat ja ganz viele Schwielen vom jahrelangen Sitzen auf der Stange. Der Tierarzt meinte, das kann bis zu drei Jahren dauern bis es ganz weg ist. Bananen, Äpfel und Gemüse kann er jetzt auch schon mit der Pfote essen und spielen kann er auch, ich habe ihm das beigebracht. Aber es hat schon ganz schön lange gedauert, immer wenn Louis etwas dazu gelernt hat war mein Mensch richtig glücklich und hat sich gefreut. Seit ein paar Tagen geht Louis sogar auf den Boden der Voliere und läuft auch nicht sofort weg, wenn mein Mensch in seine Nähe kommt, das Futter nimmt er auch schon aus der Hand. Habe ich eigentlich schon erwähnt das Louis ein Weibchen ist und so alt wie ich, leider aber ein Wildfang. Wir hängen immer zusammen, nachts kuscheln wir ganz eng aneinander.

Nun könnten wir ja alle glücklich sein aber so einfach ist das auch wieder nicht. Im Februar ist mein Mensch mit dem Graupapagei zum Tierarzt gegangen und der hatte einen Fächerpapagei, welchen er dringend unterbringen wollte. Man, wie sah der denn aus, total zerrupft, nicht nur ich, jeder der ihn sah sagte: "Was für ein häßlicher Vogel!" Von Fächerpapagei war da nicht viel zu erkennen. Unsere Nachbarin hat ihm den Namen "Usselchen" gegeben, weil er so aussah. Woher Usselchen kommt, wissen wir nicht, nur das er ein Männchen ist, zwei Jahre alt und wohl auch mißhandelt wurde. Inzwischen ist aus Usselchen ein ansehnlicher Fächerpapagei geworden, es fehlen nur noch die Schwanzfedern. Er ist sehr ängstlich, aber nicht aggressiv. So leben wir nun alle zusammen, wenn auch mit einer Trennscheibe. Mein Mensch macht sich jetzt große Sorgen um mich, ich lege wohl zu viele Eier und vielleicht brauche ich ja wirklich einen männlichen Partner. Den habe ich schon gehabt, mochte ihn jedoch nicht und er wurde wieder zurückgebracht. Er hat den ganzen Tag nur geschrien, ist ja auch nicht einfach mit zwei Weibern.

So, ich glaube ich habe Euch jetzt genug erzählt. Ich wünsche mir, daß es allen Papageien gut geht und sage Tschüs und viele Grüße
Rocco

Wir danken Frau Kwabi aus Gelsenkirchen für ihren Beitrag

 

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