Papageienhilfe Aachen e.V.
33. Ausgabe 3/02
Für Freunde und Mitglieder

Papageienhilfe Aachen e.V.

| Inhatsverzeichnis - Ausgabe 33 |
| 1. Liebe Mitglieder und Freunde | 2. Papageienstaub, die fast unsichtbare Gefahr | 3. Coco geht ein Licht auf |

Coco geht ein Licht auf Über das Sehvermögen von Papageien und die daraus resultierenden Haltungsbedingungen

Das Sonnenlicht beeinflußt das Leben aller Lebewesen, natürlich auch das der Papageien. Sehen ist jedoch nicht gleich Sehen, der Mensch sieht ist nur einen Teil dessen, was andere Lebewesen mit ihren Augen erblicken.

Sonnenlicht spielt für das Leben von Papageien und Sittichen eine erhebliche Rolle. Die meisten Papageienarten kommen aus sehr lichtreichen Regionen unserer Erde, z.B. den Äquatorgebieten. Dort beträgt die Lichteinstrahlung nicht nur bis zu 12 Stunden täglich, es herrscht auch eine besondere Beleuchtungsintensität. Ein Sonnentag am Äquator liefert eine Beleuchtungsstärke von 80.000 - 120.000 Lux, zum Vergleich erreicht ein sonniger Sommertag in unseren Breiten nur 50.000 - 100.000 Lux. Ein bedeckter Sommertag erreicht immerhin noch ca. 20.000 Lux, während ein trüber Wintertag bei uns nur 3.000 - 4.000 Lux Beleuchtungsintensität aufweist.

Wendet man sich den Beleuchtungsintensitäten in geschlossenen Räumen zu, wird es geradezu Zappenduster, die abendliche Innenraumbeleuchtung beträgt ca. 100 Lux.

Natürlich lassen wir für unser menschliches Ermessen auch genügend Tageslicht in unserer Wohnräume, schließlich gibt es ja Fenster.Den Papageien nutzt dies allerdings wenig. Sie haben ein viel breiteres Sehspektrum als der Mensch, der das natürliche Licht im Bereich von Violett über Blau, Grün, Gelb, Orange bis Rot ( 380-750 nm ) sieht. Papageien sehen darüber hinaus den Ultraviolett- (290-380 nm) und Infrarotbereich ( 700-770 nm).

Fensterscheiben filtern die UV- Strahlung jedoch komplett, so kann der Papagei nicht sein ganzes Sehspektrum nutzen. Dadurch erscheint vieles im "falschen Licht". Das für uns Menschen oft als reinweiß erscheinende Gefiederkleid mancher Kakaduarten ist für die Tiere durch das sichtbare UV- Licht viel "bunter". So können sie beispielsweise das Geschlecht des anderen Vogels an der Gefiederfärbung erkennen, in den meisten Fällen benötigt der Mensch dazu eine tierärztliche Untersuchung.

Das Sonnenlicht läßt nicht nur die Artgenossen in besonderer Weise erscheinen, die UV - Strahlung hat eine lebensnotwendige Wirkung auf den Stoffwechsel des Vogels. Der Lichtreiz löst die Abgabe wichtiger Hormone aus einem bestimmten Gehirnbereich aus. Diese Hormone wiederum sind für die Produktion anderer Hormone und Substanzen verantwortlich.

Mehr noch, durch UV- Strahlen verwandelt der Körper des Vogels das biologisch unwirksame Vitamin D2 in wirksames D3. Vitamin D3 ist für die gesunde Knochenentwicklung der Vögel unabdingbar. Wird ein Papagei nur in der Wohnung ohne direkten Tageslichteinfall gehalten, ist mit einer empfindlichen Störung in der Knochenentwicklung zu rechnen, dies kann später beispielsweise leichter zu Bruchverletzungen führen, mit entsprechend schlechter Heilung ist zu rechnen.

Wie können wir unseren Wohnungspapageien das ganze Spektrum des Lichtes zukommen lassen?

Leider reichen die herkömmlichen künstlichen Lichtquellen nicht aus, aus ihnen ist zuviel des Spektrums weggefiltert, die Abbildungen verdeutlichen dies.

300-740nm 300-740 nm 300-740nm
natürliches Tageslicht TRUE-LITE "normale"Leuchtstoffröhre

Oben: Vergleich der spektralen Energieverteilungskurven

Im Handel gibt es spezielle Leuchtstoffröhren, die nahezu das ganze Spektrum des natürlichen Lichtes wiedergeben.

Zu den bekanntesten gehören die TRUE-LITE Lampen, aber auch die ACTIVA von Sylvania oder Die BIRD LAMP von Arcadia gehören dazu.

Dies ist schon ein großer Schritt in die richtige Richtung, jedoch ist das Sehvermögen von Papageien sehr viel umfangreicher.

Das Vogelauge hat eine hohe Zeitauflösung von bis zu 150 Bildern pro Sekunde, beim Mensch sind es nur 14-18 Bilder pro Sekunde.

Die Leuchtstofflampen können nicht direkt an der Netzspannung betrieben werden, geeignete Vorschaltgeräte zwischen Netz und Lampe begrenzen und regeln den Lampenstrom. Bei der Verwendung sogenannter konventioneller Vorschaltgeräte tritt stets ein mehr oder weniger intensives 100-Hz und teilweise auch 50-Hz Flimmern auf. Dieses Flimmern liegt unterhalb der Zeitauflösung des Vogelauges und wird darum als solches deutlich vom Vogel wahrgenommen. Um dieses zu vermeiden sollte man nach Möglichkeit elektronische Vorschaltgeräte einsetzten, welche die Lampen mit 35-50 kHz ansteuern.

Wer also seinem Papagei das natürliche Lichtspektrum durch spezielle Leuchtstoffröhren zuführen möchte, sollte unbedingt ein geeignetes Vorschaltgerät einkalkulieren. Die Röhren sowie die Vorschaltgeräte gibt es in unterschiedlichen Größen von 30 - 150 cm, sowie von 8-36 Watt. Als Faustregel gilt hier: Pro 3m² Volierengrundfläche sollte eine 120 cm Leuchtstoffröhre mit 36 Watt kalkuliert werden.

Beim Einsatz von Leuchtstofflampen in Volieren sollten Glas- und Kunststoffabdeckungen vermieden werden, denn diese absorbieren die ultravioletten Strahlen und verrringen die blauen Lichtanteile. Um einen Sonnenauf- bzw. -untergang zu simulieren gibt es Dimmer, die zusätzlich eingebaut werden können.

Wer elektrotechnisch versiert ist, kann seine herkömmlichen Vorschaltgeräte umrüsten und spart so die Neuanschaffung eines Vorschaltgerätes. Auskünfte erteilt Herr Ressel: wolfgang.ressel@t-online.de

Die nutzbare Lichtausbeute der in den Lampen enthaltenen Flouressenzstoffe läßt im Laufe der Zeit nach, auch der UV-Anteil im Licht verringert sich deshalb nach und nach und das Licht wird "dunkler".

Deshalb sollten die Röhren bei einer täglichen Betriebsdauer von 12 Stunden nach ca. einem Jahr ausgetauscht werden.

Wer keine Leuchtstofflampen bei seinem Vogel plazieren kann, dem ist mit dem neuesten Sproß dieser Entwicklung gedient, der sogenannten Compact-Lamp. Die sieht aus wie eine herkömmliche Energiesparlampe und läßt sich in jede E27("normale") Fassung einschrauben.

Abschließend läßt sich sagen, das wir der richtigen Beleuchtung der Voliere unserer Papageien genauso viel Aufmerksamkeit schenken müssen wie der Gestaltung der Volieren oder Ernährung der Vögel.

Natürlich sind diese besonderen Lampen nicht ganz billig, aber wer von uns würde nicht sofort einige hundert Euro für einen neuen Fernseher ausgeben, wenn das Bild des alten irreparabel flackert?

Die hier veröffentlichten Preise sind keinesfalls verbindlich und dienen lediglich als Orientierungshilfe.

Preis für eine Lichtleiste mit Leuchtstoffröhre und elektronischem Vorschaltgerät, Länge 120 cm für 36 Watt ca. € 70,00.
Preis für eine Compact Lampe, 20 Watt ca. € 40,00.

Wo gibt es diese Leuchten?

Bei der Firma gibt es die Arcadia Bird Lamp mit sämtlichen Zubehör:
Teleca GmbH
Horstmersch 15
49545 Tecklenburg
Tel.: 05455 / 670
www.teleca.de

Auch bei der Firma:
Friedrich Schürer
90613 Großhabersdorf
Wiesenstr. 13
Tel. 09105 / 9172
Fax 09105 / 998576
E-mail: friedrich.schuerer@t-online.de
> Mehr Infos

Wer mit anderen Firmen hinsichtlich der Volierenbeleuchtung und Ionisatoren gute Erfahrungen gemacht hat, kann uns diesbezüglich informieren, die Adressen leiten wir gerne weiter.

Wir bedanken uns bei Herrn Ressel vom Verein der Papageienfreunde Rhein-Ruhr für seinen Vortrag über Papageien und deren Sehvermögen sowie die notwendige Beleuchtung in der Papageienhaltung.

 

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