Papageienhilfe Aachen e.V.
63. Ausgabe 2/12
Für Freunde und Mitglieder

Papageienhilfe Aachen e.V.

| Inhatsverzeichnis - Ausgabe 63 |
| 1. Liebe Mitglieder und Freunde | 2. Jacko, der Graupapagei | 3. Kleiner Vogel-ganz bunt - Die vielfältigen Farben des Wellensittichs

Jacko, der Graupapagei

Jacko, der Graupapagei

Hallo, ich heiße Jacko Schmelzer und bin vor etwa 37 Jahren in einem Nest in Afrika aus dem Ei geschlüpft. Ich bin deshalb ein „echter“ afrikanischer Graupapagei.

Ich wurde schon bald von Nesträubern aus meinem Nest geholt und bin auf abenteuerliche Weise mit dem Flugzeug nach Frankfurt/M. geflogen.
Dort holte ein befreundeter Zoohändler meiner künftigen Familie mich aus der Quarantänestation ab und brachte mich zu meinem neuen Zuhause.

Da stand ein Käfig für mich bereit, meine “neue“ Familie schaute mich an, hieß mich herzlich willkommen und wünschte, dass wir drei gute Freunde werden sollten.

Anfangs war ich noch sehr ängstlich und scheu, aber ich merkte bald, dass meine neuen Besitzer es gut mit mir meinten.
Allmählich entwickelte sich eine dicke Freundschaft, und ich merkte bald:

Ich gehöre zur Familie!

Darüber bin ich sehr glücklich. Zu meinem Herrchen habe ich eine sehr tiefe Beziehung, aber mein Frauchen mag ich auch sehr gern.
Ich habe mich gut eingelebt und im Laufe der Jahre habe ich mein Herrchen nach meinen Wünschen „erzogen“(auch wenn er dies nicht wahrhaben will).

Um mein Vertrauen zu gewinnen, haben mir Herrchen oder Frauchen oft mit der Hand eine Erdnuss hingehalten und dazu „Guck mal“ gesagt.
Wenn ich heute etwas möchte sage ich : „Guck mal“ dann fragt Herrchen mich: „Möchtest du eine Erdnuss?“ oder „möchtest du schmusen?“ Und je nach meiner Laune antworte ich mit „Ja“.

Ich sage auch nach dem Aufstehen: „Morgen, liebe Jung“ oder nur „Liebe Jung, Liebchen, Piepmatz, Kleiner“ und noch vieles mehr.

Früher waren Herrchen und Frauchen noch berufstätig, und ich saß dann lange Zeit allein in meinem Käfig. Aber wenn Herrchen nach Hause kam, hat er sich lange und viel mit mir beschäftigt.
Abends wurde dann die Käfigtür geöffnet, und ich bin auf eine über dem Käfig montierte Sitzstange geklettert. Durch das Wohnzimmer bin ich aber nicht geflogen.

Wenn Herrchen und Frauchen im Urlaub waren, wurde ich von lieben Nachbarn betreut, die sich auch Zeit für mich genommen haben. Aber trotzdem habe ich dann meine Familie vermisst.
Wenn Sie wieder zurückkamen, war ich erst mal eine Weile „beleidigt“ und habe ihnen das durch Nichtbeachtung gezeigt. Da musste Herrchen sich sehr ausgiebig um mich kümmern, bevor ich wieder versöhnt war.

Seit mein Herrchen jetzt Rentner ist, bleibt er Zuhause und lässt mich nur mal ab und zu für ein paar Stunden allein. Er verspricht mir dann aber, dass wir auf jeden Fall bald wieder zu mir zurückkommt.

Einige Jahre später bin ich in eine große Zimmervoliere umgezogen, in der ich mich immer noch so richtig wohl fühle. Eigentlich ist die Voliere viel zu groß für mich alleine. Meine Familie hatte sich dann auch um einen Partner für mich gekümmert, aber leider mochte er mich nicht so gut leiden.

In der großen Voliere muss ich viel klettern wenn ich zum Futter- oder Wassernapf will, aber durch die viel Bewegung bleibe ich auch fit.
Auf dem Boden der Voliere liegt unter dem Sand immer ein Stück Papier. Manchmal klettere ich bis zum Boden hinunter und reisse mit dem Schnabel kleine Stücke aus dem Papier. Außerdem liegt eine kleine Papprolle da, mit der ich spielen kann.

Besonders gerne mag ich, wenn mein Herrchen mit mir schmust, mich im Nacken krault, über meine Flügel streicht oder mich an der schmalen Stelle zwischen Augen und Ohr streichelt.

Mehrmals in der Woche gibt Herrchen mir vom Frühstücksei ein bisschen vom Eiweiß ab. Wenn er morgens ins Zimmer kommt und zu mir sagt: „Es gibt Frühstück“, dann bin ich sofort hellwach und kann es kaum erwarten, die ersten Stückchen zu bekommen. Auch mittags gibt es eine Kleinigkeit für mich, mal gekochte Kartoffeln oder Nudeln.

Einmal in der Woche kommt ein kulinarischer Höhepunkt, dann gibt es Grillhähnchen und ich darf auch ein paar Stücke vom zarten Brustfleisch essen.(Bin ich deshalb ein Kannibale?)

Mein Wassernapf ist mit stillem Mineralwasser – natriumarm- und mit einem Vitaminzusatz gefüllt. Viel lieber mag ich es, wenn mein Herrchen mir ein kleines Glas mit leckeren Bananensaft hinhält.
Als ich ein paar Mal in meinem Leben Arznei vom Tierarzt bekam, hat mein Herrchen die Tropfen dann die in den Bananensaft gemischt, damit sie nicht so bitter schmecken.

Nach dem Trinken reibe ich gerne meinen Schnabel an der Sitzstange ab. Damit ich dann nicht den klebrigen Saft verreibe, wischt Herrchen mit zwei Fingern vorher meinen Schnabel ab.

Wenn es abends im Zimmer dämmrig wird und meine Voliere zugedeckt ist, habe ich eigentlich noch gar keine Lust auf meinen Schlafplatz zu klettern.
Ich klettere dann lieber noch ein bisschen durch die Voliere, manchmal bis hinunter auf dem Boden.
Mein Herrchen beachtet dann mehr oder weniger geduldig, ob ich nicht doch bald meinen Schlafplatz aufsuche. Oft ermahnt er mich dann und schickt mich mit sanften Nachdruck „Ins Bett“.

In regelmäßigen Abständen werde ich von Herrchen mit einer Blumenspritze abgebraust. Das ist immer ein ganz besonderer Spaß für mich. Ich drehe mich dann nach allen Seiten, damit ich auch rundherum nass werde.
Danach trocknet Herrchen das Volierengitter und meine Sitzstangen ab und ich schlage mit den Flügeln damit er auch ein bisschen nass wird.
Durch das regelmäßige Brausen habe ich auch ein schönes gepflegtes Gefieder. Vor dem Brausen wird das Zimmer gut geheizt, damit ich mit den nassen Federn keine Erkältung bekomme.

Tierschützer sagen jetzt sicherlich:
Ein Papagei ist ein Schwarmvogel und sollte nicht allein gehalten werden. Aber meine Familie hat sich in all den Jahren sehr viel und liebevoll um mich gekümmert.
Deswegen fühle ich mich bei Ihnen auch sehr wohl. Vielleicht würde ich in der Freiheit schon lange nicht mehr leben. Wenn doch, oder mit einem Partner zusammen in der Voliere, hätte ich sicherlich nicht soviel Unterhaltung und Spaß.

Wir danken Familie Schmelzer für den Einblick in Jackos Leben.

 

Anmerkung der Redaktion:
Jacko kam vor 37 Jahren zur Familie Schmelzer. Zu diesem Zeitpunkt war es gang und gäbe, Papageien einzeln zu halten. Solch ein Tier in späteren Jahren zu vergesellschafteten stellt oft ein Problem dar, der Vogel ist mit dem Menschen sozialisiert und kann oft mit seinem Partnervogel nichts anfangen. Wer mit dem Gedanken spielt sich einen Papagei anzuschaffen, sollte sich nach den heutigen Erkenntnissen  zügig um einen adäquaten Partnervogel kümmern. Eine Vergesellschaftung ist meistens nach Eintreten der Geschlechtsreife am erfolgreichsten, bei Graupapageien tritt diese in der Regel zwischen dem dritten und dem fünften Lebensjahr ein.

 

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