Papageienhilfe Aachen e.V.
60. Ausgabe 1/11
Für Freunde und Mitglieder

Papageienhilfe Aachen e.V.

| Inhatsverzeichnis - Ausgabe 60 |
| 1. Liebe Mitglieder und Freunde | 2. Coco und die Mode | 3. Edelpapageien |

Coco und die Mode- passt mein Papagei zur Schrankwand?

Es gibt die verschiedensten Gründe, die dafür (oder auch dagegen) sprechen, sich mit Tieren, speziell mit Sittichen und Papageien zu beschäftigen.

Berufliche Aspekte dürften dabei selten den Ausschlag geben, sieht man einmal von Tierärzten und den wenigen Berufszüchtern und –Händlern einmal ab. Für Privatpersonen, die in der Haltung und womöglich auch Zucht der Vögel eine sinnvolle und verantwortungsvolle Freizeitbeschäftigung sehen, bieten sich innerhalb dieses großen Feldes der Beschäftigung mit Vögel die unterschiedlichsten Ausrichtungen und Schwerpunkte an.

Eine in gewisser Weise erste Stufe, auf der man sozusagen nur in eine distanzierte Beziehung zu den Tieren tritt, die noch nichts mit der eigenen Haltung der Vögel zu tun hat, würde das Beobachten (einheimischer) Vögel darstellen. Hierzu gibt es sogar eigene Zeitschriften, die sich mit den verschiedenen Facetten dieses Hobbys beschäftigen. Man kann hier „Logbücher“ über schon gesehene Arten anlegen (mit Ort, Zeit, Anzahl der gesehenen Individuen, Notizen zu ihrem Verhalten etc.) oder das ganze mit Fotos oder gar kurzen Filmen belegen, wobei man hier schon die Grenzen zu einem weiteren Zweig des Hobbys, der Natur- und besonders Vogelfotografie überschreitet und beides kombiniert.

Zu den Zeiten des Vogelzuges bekommen diese Beobachtungen sogar noch eine weitere Bedeutung: Naturschutzverbände rufen häufig dazu auf, den Vogelzug (insbesondere so prominenter Arten wie den Zug des europäischen Kranichs) zu dokumentieren, d.h. zu beobachten, an welchem Ort, zu welcher Tageszeit wie viele Tiere einer Art in welche Richtung ziehen. Diese Daten können, wenn sie von vielen Menschen beigesteuert werden, helfen, die Flugrouten der Tiere sowie ihre sonstigen Zuggewohnheiten genauer festzustellen und so einen nötigen Schutz mittelfristig effizienter zu gestalten. Zu diesem Thema gehören aber beispielsweise auch die Zählungen von Vögel in ihrem Winterquartier. Hervorzuheben wären hier u.a. die großen Ansammlungen nordischer Gänsearten am Niederrhein. Manchmal sind es eben solche Erlebnisse, die den Wunsch wecken, sich näher mit der Welt der Vögel auseinander zu setzen.

Der Schritt hin zu eigenen Tieren ist dann nicht mehr allzu fern. Die Frage, die sich freilich als Erstes stellt, will man sich eigene Tiere halten, ist die, für welche Art(en) man sich entscheidet. Schon häufiger erschienen an dieser Stelle Artikel, welche sich mit den Charaktereigenschaften der ein oder anderen Vogelart oder –gattung beschäftigt haben. Oft gibt es gute, rational leicht zu begründende Argumente, die in jedem individuellen Fall für oder gegen eine Vogelart sprechen. Und dennoch ist es leider nicht so, dass, trotz ausreichender Informationen in leicht zugänglicher Fachliteratur und dem heute noch leichter zugänglichen Internet, immer die richtigen Entscheidungen bei der Auswahl der Tiere getroffen werden.

AmazonenFoto: Amazonen gehören zu den meist gehaltenen Papageien.
Oftmals wird deren natürlich agressives Verhalten als „Boshaftigkeit“ interpretiert.
Um Beißattaken zu vermeiden, lässt man die Tiere in Ihrem Käfig, eine kontraproduktive und nicht tiergerechte Haltung, was oftmals deren Verhalten verstärkt bzw. zu Krankheit und Tod führen kann.

Berät man, häufig telefonisch, Menschen in Bezug auf ihre Vögel kann man davon, wiederum: leider, meist ein Lied singen. Woran liegen aber die Schwierigkeiten, die viele Menschen früher oder später mit ihrem Vogel/ ihren Vögeln haben und vor allem, wären sie vermeidbar gewesen?

Letztere Frage kann ohne weiteres bejaht werden. Die Beantwortung der ersten Frage, jene, die nach den Ursachen von Problemen fragt, hat zwar individuell verschieden zu erfolgen, kann aber verkürzt auf eine Feststellung heruntergebrochen werden: es gibt eben anspruchsvolle Vogelarten, und zwar Vogelarten, die so anspruchsvoll sind, dass ihre Bedürfnisse nicht von jedem „mal eben so“ erfüllt werden können, was zwangsläufig, wenn nicht zum Tod der Tiere, so doch zu teils erheblichen Problemen führen kann.

Es scheint dabei ein Faktum besonders geeignet zu sein, überhaupt erst zu solchen „Kombinationen“ von schwierigen Vogelarten und Menschen, die sich mit selbigen nicht hinreichend auskennen, zu führen: es ist, ganz simpel, der Geschmack.

Jedem gefällt etwas anderes aus jeweils anderen Gründen. Oft wird, was der Mehrheit der Menschen gefällt, was gerade „in“ ist, von aktuellen Trends geprägt. Die auf diese Weise entstehenden Moden sind auch in der Welt der (Haus-) Tiere zu beobachten und sie unterliegen genauso einem Wandel wie die Moden in anderen Bereichen des menschlichen Lebens. So waren beispielsweise in den 1980er Jahren insbesondere die afrikanischen Agapornidenarten (Unzertrennliche) bei vielen Züchtern sehr beliebt.

Begünstigt wurde diese Entwicklung durch die Entstehung vieler neuer Farbmutationen, welche nicht nur die Farbenvielfalt erhöhten, sondern, zumindest anfänglich, auch große Summen beim Verkauf der Tiere erzielen ließen und so die Attraktivität weiter zu steigern vermochten. 

Die australischen Sittiche, besonders die Plattschweifsittich der Gattung Platycercus, durchliefen aus ähnlichen Gründen eine ähnliche Entwicklung. Während der Zeit, in der eine Art oder auch Gattung „in“ ist, steht es logischerweise gut um deren Verbreitung in Menschenhand.

Auch und gerade viele (Hobby-) Züchter halten und vermehren dann die betreffenden Tiere, da die Nachfrage für die Nachzucht ausreichend groß ist. Fraglich ist es natürlich, was mit dem Status der Art passiert, wenn die Mode sich neuen Entwicklungen zuwendet. So haben jahrelang kaum Menschen  Sperlingspapageien oder andere unscheinbarere Arten aus Südamerika  gehalten, einfach weil diese Vögel mit der Farbenpracht der australischen Vertreter kaum mithalten konnten.

Das hat häufig leider zur Folge, dass die Bestände in Menschenhand zusammenbrechen oder, im schlimmsten Fall, ganz verschwinden. Bei in der Natur noch häufigen Arten mag man das verkraften können, bei Arten aber, welche auch in freier Wildbahn schon selten oder gar bedroht sind, ist eine solche Entwicklung natürlich kritisch und nicht zu begrüßen.

Ein ganz anderer Fall kann sich im Zusammenhang mit den verschiedenen Moden und Geschmäckern aber auch einstellen: man überträgt, und das fälschlicherweise, den Umgang mit Produkten auch auf lebende Tiere. So, wie man sich also für das Auto oder den Joghurt einer bestimmten Marke oder Farbe entscheidet, so glaubt man, könne man sich auch für eine Vogelart nach oberflächlichen Charakteristika (Farbe, Größe usw.) entscheiden.

Dies ist ein fataler Irrtum. Damit ist zurückzukommen auf die schon erwähnten anspruchsvollen Vogelarten. Gehört ein Vogel zu solch einer anspruchsvollen Art und kann man diese seine Ansprüche nicht hinreichend erfüllen (und zwar so hinreichend, dass das Tier ein absolut artgerechtes Leben führen kann), dann nützt es auch nichts, wenn das Tier farblich gut zur neuen Couchgarnitur oder von seiner Größe her besonders gut in die kleine Ecke im Esszimmer passen würde. Auch emotionale Gründe („ich habe mich so in das Tier verliebt“) sind völlig fehl am Platze.

Besonders Anfänger in der Vogelhaltung und/ oder –Zucht sollten sich, um Erfahrung zu sammeln, auch ‚Anfängerarten’ zuwenden. Sprich, solchen Vögel, bei deren Haltung man nicht allzu viel falsch machen kann, weil sie keine unerfüllbaren Forderungen in Bezug auf die Nahrung, Temperatur etc. an den Pfleger stellen.

Dazu gehören klassischerweise vor allem die schon völlig domestizierten Wellen- und Nymphensittiche, aber auch Rosen- oder Schwarzköpfchen und einige weitere Vertreter. Hat man gerade seine Fahrprüfung bestanden, so steigt man, in der Regel wenigstens, auch nicht sofort in einen Ferrari und fährt 2000km, sondern versucht erst einmal mit einem gut fahrbaren Durchschnittswagen Erfahrung zu sammeln und Routine zu bekommen. Insofern gibt es viele Arten, die man Anfängern ganz und gar nicht empfehlen kann. Besonders schwierig sind natürlich Fälle, in denen schwer zu haltende Arten leicht zu erwerben sind, sodass auch Anfänger mit diesen einfach in Berührung kommen können und so möglicherweise „verführt“ werden, sich diese Arten zuzulegen.

Solche Vogelarten können potentiell einige Loriarten sein, deren erfolgreiche Pflege und vor allem Zucht (u.a. aufgrund der schwierigen Ernährung) zur hohen Kunst der Papageienhaltung zu zählen sind und die deshalb ganz und gar nicht in die Hände von Anfängern gehören.

Das gilt ebenso für Arten, die an sich zwar leicht zu halten sind, aber Verhaltensweisen zeigen, mit denen es Anfängern schwer fallen dürfte, adäquat umzugehen. Als Beispiele ließen sich Vögel mit einem hohen Aggressionspotenzial nennen; Rotsteißsittiche, Strohsittiche und andere sind in Menschenobhut nicht nur anderen Vögeln, sondern häufig auch dem eigenen Partner gegenüber sehr aggressiv, was nicht nur rechtzeitiges Eingreifen nötig machen kann, sondern auch Erfahrung in der richtigen Interpretation von Verhalten zwingend notwendig erscheinen lässt.

Als dritte Gruppe sei ihr eine Gattung genannt, die weder besonders aggressiv ist noch an ihre Ernährung unmögliche Forderungen stellt und dennoch alles andere als leicht ist, will man sie langfristig erfolgreich halten: die Gattung der Rotsteißpapageien, Pionus. Viele Vertreter dieser Gattung, allen voran der Maximilianpapagei (Pionus maximiliani) sind extrem anfällig gegenüber Schimmelpilzen! Die Tiere erkranken deshalb häufig, leider ebenso häufig mit tödlichem Ausgang, an Schimmelpilzinfektionen, an Aspergillose. Um den Ausbruch einer solchen Krankheit zu verhindern, müssen viele Faktoren (Ernährung, besonders aber auch die Haltungstemperatur, nebst Luftfeuchtigkeit und der sonstigen Sauberkeit der Luft) stimmen und zwar dauerhaft, was eine ständige gewissenhafte Überwachung nötig macht.

Das ist weder etwas für Anfänger, noch sind die Vögel aus genannten Gründen für die Haltung in trockener Wohnzimmerluft geeignet. Glücklicherweise gibt es aber eben genügend Papageien- und Sitticharten, die leichter gehalten werden können, und so auch für weniger erfahrene Menschen den Umgang mit diesen Tieren ermöglichen.

Deshalb jedoch ist es, man kann nicht oft genug darauf hinweisen, zwingend notwendig, sich VOR der Anschaffung von Tieren gründlich nach ihren Bedürfnissen zu kümmern. Auch und gerade Hilfestellungen auf diesem Feld gehören zu den Aufgaben von Vereinen wie der Papageienhilfe Aachen.

Auf unserer Website findet man eine Fülle von Informationen, die von erfahrenen Papageienhaltern in den letzten Jahren zusammengetragen worden sind. Reinklicken lohnt sich: www.papageienhilfe.de

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