Papageienhilfe Aachen e.V.
47. Ausgabe 3/06
Für Freunde und Mitglieder

Papageienhilfe Aachen e.V.

| Inhatsverzeichnis - Ausgabe 47 |
| 1. Liebe Mitglieder und Freunde
| 2. Hygienemaßnahmen in der Vogelhaltung | 3. Der Nymphensittich |

Hygienemaßnahmen in der Vogelhaltung

Zu den wichtigsten Aspekten in der Vogelhaltung gehört die Hygiene, denn die Übertragung der meisten Erkrankungen ist auf Hygienemängel zurückzuführen. Eine Infektion kann grundsätzlich von Tier zu Tier, von Tier zu Mensch oder von Mensch zu Tier erfolgen. Von Tier zu Mensch und von Mensch zu Tier übertragbare Infektionskrankheiten werden als Zoonose bezeichnet.
Infektionserreger sind Parasiten, Pilze, Bakterien oder Viren. Bei den Parasiten kommen Spulwürmer, Bandwürmer (selten), Kokzidien, Einzeller (Trichomonaden; führen zur Kropfentzündung bei Wellensittichen), Milben, Zecken und Federlinge in Betracht.

Bei den Bakterien unterscheidet man grampositive von gramnegativen Bakterienstämmen. Die Gram-Färbung ist eine Methode zur differenzierenden Färbung von Bakterien. Bakterien reagieren auf diese Färbung unterschiedlich. Grampositive Bakterien erscheinen nach der Färbung blau/violett, gramnegative Bakterien bleiben ungefärbt bzw. wurden früher noch mittels Fuchsin nachträglich rot gefärbt.

Generell ist davon auszugehen, dass grampositive Bakterien beim Papagei normal sind, während die gramnegativen krankmachend sind. Zur Behandlung von durch Bakterien verursachte Erkrankungen werden Antibiotika verabreicht. Da aber zunehmend viele Bakterien gegen Antibiotika resistent sind, sollte keine Antibiotikabehandlung ohne Antibiogramm begonnen werden.
Pilze können Schimmel- oder Hefepilze (Candida albicans; führt zu Kropfentzündung) sein.

Viren sind beispielsweise Adeno-, Pocken-, Influenza-, Circo-, Polyoma- oder Paramyxoviren.

Um Infektionskrankheiten zu vermeiden, sind bestimmte Hygienemaßnahmen wie Reinigung, Desinfektion und die Quarantäne in der Vogelhaltung unerlässlich. Bei Wärme ist eine besondere Fütterungshygiene unabdingbar. (E-Coli verdoppeln sich alle 20 Minuten!) Futter und Wasser müssen 1-2 x tgl. gewechselt werden und Obst sollte in der warmen Jahreszeit erst abends gefüttert werden. Das Futter muss sauber zubereitet werden, um die Gefahr zu vermindern, Krankheitskeime zu übertragen.

Das Futterlager sollte eine trockene und kühle Lagerung gewährleisten und Schutz vor Schadnagern wie Ratten und Mäusen garantieren. Wichtig ist auch, dass Sämereien nicht länger als 4-6 Wochen lagern, da sonst die Gefahr besteht, dass sich Futtermilben und Futtermotten entwickeln. Die Eier der Futtermilben und Futtermotten sind immer vorhanden, entwickeln sich aber erst ab einer gewissen Luftfeuchtigkeit. Deswegen ist das Futter in Säcken zu lagern und nicht in Plastiktonnen umzufüllen. Das Reinigen der Voliere und deren Einrichtung umfasst das regelmäßige Entfernen von Schmutz mittels Wasser, Seife und Muskelkraft.

Je nach Verschmutzungsgrad kann das täglich erforderlich sein. An die Reinigung schließt sich die Desinfektion an. Näpfe und Arbeitsflächen sollten täglich, Volieren wöchentlich, Räumlichkeiten monatlich und Nistkästen jährlich desinfiziert werden.

Durch die Desinfektion wird die Zahl der Infektionserreger auf eine nichtinfektiöse Dosis verringert. Eine völlige Keimfreiheit wird nur durch Sterilisation erreicht. Von einer infektiösen, d.h. krankmachenden Dosis spricht man ab einer Anzahl von etwa 1 Mio. Bakterien. Bei Viren wird die infektiöse Dosis dagegen schon bei einer Menge von 1.000 Viren erreicht. Während bei Bakterien eine Verdünnung der Keimmenge bereits durch Wasser möglich ist, ist bei Viren keine entsprechende Minderung möglich.

Zur Desinfektion eignen sich physikalische und chemische Maßnahmen. Dabei sind die physikalischen Methoden wie Hitze und Dampf bei bestimmten Materialien, insbesondere Holz, ungeeignet. Bezüglich der chemischen Desinfektionsmittel darf nicht übersehen werden, dass es kein chemisches Desinfektionsmittel gibt, das gegen alle Krankheitserreger wirksam ist. Das bedeutet, dass mit mehreren Desinfektionsmitteln gearbeitet werden muss. Zu beachten sind neben der Wirksamkeit auch Konzentration und Einwirkdauer. Diese sollte mindestens 30 Minuten betragen (Herstellerangaben beachten!). Bei nicht sachgemäßem Gebrauch von Desinfektionsmitteln ist die Gefahr groß, resistente Keime zu züchten.

Die Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft (DVG) testet Desinfektionsmittel auf ihre Wirksamkeit. Bei der DVG-Geschäftsstelle kann für den Bereich Tierhaltung die 12. Desinfektionsmittelliste incl. Nachtrag, Stand Juli 2006, zum Preis von EUR 7,-- zzgl. 7% MwSt. und Versandkosten, angefordert werden. Die Desinfektionsmittel-Listen sind für 6 Monate zum Preis von 12,-- EUR zzgl. gesetzl. MwSt. und für 12 Monate zum Preis von 20,-- EUR zzgl. gesetzl. MwSt. auch online verfügbar (www.dvg.net). In der Regel ist die Liste auch beim Tierarzt erhältlich.

Jeder neue Vogel, der in einen Bestand aufgenommen wird, sollte einer 6-wöchigen Quarantäne unterzogen werden. Währenddessen sind bakterielle und mykologische Untersuchungen, Untersuchungen auf Parasiten und Viren wie Circo-, Polyoma- und Paramyxoviren sowie hämatologische und klinisch-chemische Analysen empfehlenswert, denn ein einzelner zugekaufter Virusträger kann alle Tiere des Bestandes infizieren, auch wenn der Neuzugang klinisch gesund erscheint!

 

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