Papageienhilfe Aachen e.V.
26. Ausgabe 3/00
Für Freunde und Mitglieder

Papageienhilfe Aachen e.V.

| Inhatsverzeichnis - Ausgabe 26 |
| 1. Liebe Mitglieder und Freunde | 2. Hallo, wir sind die Grauen! | 3. Tipps zum Papageienkauf | 4. Erfolgreiche Papageienvermittlung |

Tipps für den Kauf eines Papagei oder Sittichs !

Vielen Menschen ist schon einmal der Gedanke gekommen, sich einen Papagei oder Sittich als Hausgenossen zuzulegen. Zum einen haben die meisten ein sehr schönes farbiges Gefieder, zum anderen sind manche auch noch sprachbegabt und erstaunen uns damit. Bevor man sich jedoch zu einem Spontankauf entschließt, sollte man sich erst grundlegende Gedanken darüber machen, schließlich hat man es mit einem Lebewesen zu tun, das über viele Jahre unserer Pflege bedarf.

Eigentlich sollte am Anfang immer die Überlegung stehen, warum man sich einen Vogel anschaffen will. Dazu ist es notwendig, sich schon vorher möglichst viele Informationen zu besorgen, sei es durch Fachliteratur, Gesprächen mit anderen Vogelliebhabern, Züchtern oder Händlern.

Auch die Lebensdauer eines Tieres ist entscheidendes Kriterium - lebt ein Wellensittich oder Zwergpapagei 10 - 15 Jahre, können es Großpapageien auf 50 - 70 Jahre bringen, d.h. das ggf. die Kinder des Käufers noch von der Anschaffung des Tieres betroffen sind. Wichtig ist auch die Überlegung, wer die Verantwortung und Pflege übernimmt, wenn man in Urlaub fährt oder unvorhergesehen krank wird (nicht überall gibt es eine "Papageienhilfe", die hier einspringen kann).

Die Unterbringung wird in den meisten Fällen ein Käfig in der Wohnung sein, denn nicht jeder kann den Tieren ein ganzes Vogelzimmer oder gar eine Freivoliere bieten. Deshalb kann ein Käfig eigentlich nie zu groß sein. Käfigvögeln sollte man zudem so oft wie möglich Freiflug in der Wohnung gestatten, damit die Tiere in guter Kondition bleiben und nicht verfetten.

Nicht zu unterschätzen ist bei einigen Papageien der anfallende Schmutz, sei es durch den Gefiederstaub, Futter und Einstreu was aus dem Käfig geschmissen wird wie auch z.B. der weiche Kot von Loris und anderen Weichfressern, der regelmäßige Säuberungen erfordert.

Hat man die bisher angesprochenen Punkte überdacht und ist zu dem positiven Ergebnis gelangt, sich einen Papagei oder Sittich zuzulegen, so stellt sich die Frage: Wo bekomme ich das entsprechende Tier?

Oftmals stehen Vögel in Zeitungsannoncen zum Verkauf, die Hintergründe, warum diese Tiere abgegeben werden, bleiben oft im Dunkeln. Oft sind es Problemvögel die schreien, beißen, scheu sind oder rupfen. Nie sollte man sich so ein Tier aus Mitleid zulegen, oftmals werden diese Tiere zu sogenannten "Wandervögeln", die nach kurzer Zeit an den nächsten "Liebhaber" weitergegeben werden, obwohl sie eigentlich in die Hände von Fachleuten gehören.

Der häufigste Weg führt wohl in den Fachhandel. Es gibt Zoohandlungen, die sich auf den Vogelhandel spezialisiert haben, bei anderen stehen nur einige Käfige mit den gängigsten Vögeln herum, weil man so etwas im Sortiment haben muß.

Hat man sich anhand der Literatur schon vorinformiert, wird man in einem Verkaufsgespräch bald herausfinden, ob nur Umsatz gemacht werden soll oder ob der Verkäufer einen wirklich fachlich beraten kann.

Hier sind auch Ratschläge von anderen Vogelhaltern nützlich, die man z.B. auf den Stammtischen und Veranstaltungen der Papageienhilfe kennenlernen kann. Ein wichtiges Kriterium beim Kauf eines Vogels ist dessen Alter. Will ich das Tier nur erwerben, um es mit anderen Artgenossen in einer Voliere zu halten und mich nur am Anblick erfreuen, kann man ggf. auch ein älteres Tier nehmen, zahm werden jedoch meist nur Jungvögel. Das Alter eines Vogels können am äußeren Erscheinungsbild oft nur Experten beurteilen. Hilfreich ist es, wenn in Deutschland gezüchtete Vögel mit geschlossenen Ringen beringt sind, die dem Vogel nur in den ersten Lebenstagen über den Fuß gezogen werden können und auf denen die Jahreszahl und weitere Daten des Züchters vorgemerkt sind. Sie geben also genauen Aufschluß über das Alter des Vogels. Diese Ringe sind jedoch nicht vorgeschrieben und oftmals haben die Vögel nur die amtlich genauso anerkannten offenen Ringe, die auch erwachsenen Tieren mit Hilfe einer Zange umgelegt werden können. So werden auch die importierten Vögel beringt, was jedoch nicht heißt, das jeder Vogel mit einem offenen Ring ein Importvogel ist, eher das Gegenteil ist der Fall, da sich der Import bei vielen Arten finanziell nicht lohnt. Wenn die entsprechende Vogelart dem Washingtoner Artenschutzabkommen unterliegt und meldepflichtig ist, müssen auch die entsprechenden Cites - Papiere, eine Art Pass für den Vogel, beim Kauf mit übergeben werden; darauf ist auch vermerkt, ob das Tier in Deutschland gezüchtet oder importiert wurde. Welche Papageienarten meldepflichtig sind muß der Händler oder Züchter wissen und das dem Käufer mitteilen. Auch das örtliche Veterinäramt bzw. Behörde( meist untere Landschaftsbehörde) geben einem Auskunft.

Man kann sein Tier auch direkt beim Züchter kaufen. Läßt man die schwarzen Schafe, die es in jeder Branche gibt, außer Acht, ist die Beratung dort oft am ausführlichsten, da sich dieser Mensch ja intensiv mit seinen Tieren befassen muß, wenn er erfolgreich züchten will. Es gibt auch Züchter, die zugleich Händler sind und somit kompetent beraten können. Dort wird man häufig auch Tipps und Tricks erfahren, die ein "normaler" Händler nicht auf Lager hat, da dieser die Tiere nur weiterverkauft. Das Preisniveau kann beim Züchter bei einigen Vogelarten etwas günstiger ausfallen als beim Händler, dies ist aber nicht die Regel. Eine große Preisspanne kann sich beim Kauf von Großpapageien ergeben, vor allem, wenn man die Kosten für einen Importvogel im Handel mit denen eines in Deutschland gezüchteten Tieres vergleicht.

Doch ist hier nicht nur der Preis zu berücksichtigen (der bei vielen Käufern leider im Vordergrund steht), sondern vor allem die vielen Nachteile, die preiswerte Importvögel mit sich bringen - hier seien genannt: Das unbekannte Alter; die Scheu gegenüber dem Menschen durch Fang und Transport; eventuelle organische Schäden durch die Quarantäne u.s.w.

Auch vor dem Gang zum Züchter ist es ratsam, sich in der Fachliteratur vorher zu informieren, damit man nicht aufs Glatteis geführt wird. Sehr hilfreich sind immer Gespräche mit anderen Vogelhaltern und deren Erfahrungen und Empfehlungen. Ein seriöser Züchter möchte schließlich seinen guten Namen behalten, um seine Tiere auch weiterhin absetzen zu können. Bei einem seriösen Züchter kann es passieren, daß man das gewünschte Tier nicht immer direkt erwerben kann, weil die entsprechende Nachzucht z.B. noch nicht flügge ist. Allerdings kann man sich dann auch sicher sein, keine "alten Krücken" angedreht zu bekommen, an denen man später wenig Freude hat.

Sehen Sie es übrigens nicht nur als Verkaufsstrategie und Geschäftstüchtigkeit an, wenn Ihnen ein Züchter / Händler mehr als nur einen Vogel verkaufen möchte. Fast niemand hat die Zeit, einem Papagei / Sittich, der von Natur aus immer in einer Paarbeziehung bzw. sogar im Schwarm lebt, den Partner zu ersetzen. Deshalb ist der Ratschlag, sich zwei oder mehr Vögel einer Art zuzulegen immer zum Wohle der Tiere gedacht, auch wenn dies manchmal den finanziellen Rahmen sprengt. In diesem Fall sollte man besser zwei preiswertere Vögel erwerben oder sich zumindest in nächster Zukunft nach dem Kauf des ersten Tieres mit dem Erwerb eines Partners beschäftigen. Sonst kann es vorkommen, daß die Psyche des alleine gehaltenen Vogels leidet und man Problemvögel wie Rupfer und Schreier bekommt. Diese werden zu den bereits erwähnten "Wandervögeln", viele davon werden als letzer Ausweg bei z.B der Papageienhilfe abgegeben. Es ist entsprechend schwer, solche Tiere an geeignete Halter zu vermitteln, bzw. einen passenden Partnervogel zu finden.

Hier noch ein Hinweis für "Grenzgänger": Wer mit dem Gedanken spielt, einen Papagei oder Sittich im EU - Ausland zu erwerben, darf nicht mehr als drei Vögel auf einmal nach Deutschland einführen. Jeder Vogel braucht neben den für seine Art gültigen Cites - Bescheinigungen auch ein tierärztliches "Gesundheitsattest", es sollte nicht älter als zwei Wochen sein, ansonsten muß man den Vogel zunächst in Quarantäne abgeben. Die genauen Einfuhrbestimmungen erfährt man beim hiesigen Veterinäramt bzw. bei der unteren Landschaftsbehörde.

Bestimmt sind nicht alle relevanten Gesichtspunkte zum Kauf eines Papagei oder Sittichs angesprochen worden, dieser Artikel sollte auch nur einen groben Überblick geben. Ausführliche Informationen sind beim nächsten Stammtisch der Papageienhilfe am 23.10.00 zu erhalten und jederzeit bei den kompetenten Mitgliedern der Papageienhilfe.

Zur Übersicht ein paar Stichpunkte:

  • Sie wissen, daß Sie sich mit einem Papagei oder Sittich ein Tier mit hoher Lebenserwartung anschaffen.
  • Papageien und Sittiche halten Sie mindestens mit einem artgleichen Partnervogel.
  • Sie haben sich ausführlich durch Fachliteratur und Gespräche mit erfahrenen Vogelhaltern informiert und kennen die Bedürfnisse Ihrer Schützlinge.
  • Den Kauf wägen Sie sorgfältig ab und informieren sich zusätzlich bei Händlern und Züchtern.
  • Sie erlauben sich eine finanzielle Toleranz und kaufen die Vögel nicht ausschließlich wegen ihres günstigen Preises.
  • Sie erhalten vom Züchter / Händler einen Kaufvertrag (Tierausweis), in dem die Ringnummer des Vogels vermerkt ist, erforderliche Papiere für den Vogel (Washingtoner Artenschutzabkommen) übergibt Ihnen der Züchter / Händler mit dem Kaufvertrag.
  • Ist Ihr Vogel meldepflichtig, melden Sie diesen unverzüglich Ihrer zuständigen Behörde. (Umweltamt - untere Landschaftsbehörde).
  • Haben Sie einen Papagei oder Sittich im EU - Ausland erworben, erhalten Sie vom dortigen Züchter / Händler neben den erforderlichen Papieren auch ein "Gesundheitsattest" eines Tierarztes, welches nicht älter als zwei Wochen ist. Hat der Züchter / Händler kein Attest für den Vogel, muß das Tier im Erwerbsland einem Tierarzt vorgeführt werden.

 

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